Leserbriefe

Würgespiele gab es schon zu Omas Zeit

Peter Kreuzhof, Bempflingen. Zum Artikel „Würgespiel schockt die Deutschen“ vom 10. Dezember. Das Würgespiel schockt mich keineswegs. Meine Großmutter, Jahrgang 1900, erzählte immer wieder eine Geschichte aus ihrer Dorfschule, in der sich ein Schüler erhängt hatte. Man spielte nämlich Erhängen. Dazu wurde ein Schüler langsam aufgehängt und bevor er keine Luft mehr bekam, musste er pfeifen und die Kameraden schnitten ihn vom Seil los. Bei einem hatte sich der Strick leider schon so zugezogen, dass er nicht mehr pfeifen konnte. Deswegen sagten die Buben zu ihm: „Spitzig Maul machen gilt nicht“ und ließen ihn hängen, bis sie merkten, der rührt sich nicht mehr. Denn er war inzwischen erstickt. Das war lange vor dem Ersten Weltkrieg.

Also, das Spiel ist ein alter Hut. Es wird sich wohl nicht ausrotten lassen. Auch ich und meine Kameraden nahmen uns gern in den Schwitzkasten, bis es uns schwarz vor den Augen wurde. Und bei der Bundeswehr gab es das Spiel „Antöten“ mit einem Schlag auf die Halsschlagader. Ich denke, die Deutschen sollten nicht so viel in die Parallelwelt der Bildschirme gucken, sondern danach schauen, was in der Ersten Welt wirklich passiert. Sie wären dann möglicherweise nicht immer so überrascht, wenn etwas passiert.

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