Verpasste Chance für die S-Bahn

Heinz Vogel, Oberboihingen. Zum Artikel „Neue Zweifel am Rosensteinviertel“ vom 15. August.

Ich verstehe die Aufregung nicht und habe nachgeblättert. Im Koalitionsvertrag „Jetzt für morgen“ zwischen B90/Grüne und CDU von 2021 steht unter Kapitel 10: „Wir setzen uns aktiv für weitere Ergänzungen ein, die die Kapazitäten von Regionalverkehr und S-Bahn einschließlich verbesserter Robustheit bei Störfällen erweitern. Dazu gehören für uns insbesondere die Nahverkehrs-Ergänzungsstation mit Zuläufen aus drei Richtungen sowie der perspektivische Ausbau des Nordkreuzes mit T-Spange und eine Filderspange mit Anbindung von Kirchheim (Teck).“

Bereits am 15. Juni 2021 wurde von Obermeyer Infrastruktur GmbH dazu eine vollständige Machbarkeitsstudie öffentlich vorgestellt mit einem unterirdischen sechsgleisigen Kopfbahnhof (Nahverkehrs-Ergänzungsstation) parallel zur LBBW mit perfekter höhengleicher Anbindung zum S21 Durchgangsbahnhof sowie zur S-Bahn einen Stock tiefer. Darüber das bebaute Rosenstein- und Europaviertel auf dem dann ehemaligen Gleisgelände. Allen Anliegen, wie zuverlässige und zukunftsfähige Bahn, sowie auch der von Stuttgart vorgesehene städtische Wohnungsbau, wäre damit Rechnung getragen. Man müsste es jetzt nur machen, sonst bleiben entweder die Gleisflächen unbebaut oder man hätte sich diese Option für später verbaut. Nicht dass es so geht, wie bei der damaligen Kastration des Wendlinger Knotens: Turmbahnhof weg, Umfahrung S-Bahn weg, Große Wendlinger Kurve weg (Zeit war knapp, aber wieder da), mit dem Ergebnis, dass nur noch Murks-Lösungen möglich sind und Wendlingen im Schatten der großen Züge und Verbindungen bleiben wird (siehe Entfall Wendlingen - Ulm). Zum Schluss die schlechte Nachricht: Die Planung wurde eingestampft, weil man das Kapazitätsproblem S21 nun mit dem „digitalen Knoten“ lösen könne. 2027 wird der Kopfbahnhof geschlossen. Mal sehen. Unser Gemeindetags-Präsident Steffen Jäger drückt das so aus: „Machen ist wie Sagen - nur krasser!“