Leserbriefe

Zu spät dazugelernt

Kurt Schneider, Unterensingen. Zum Artikel „Ex-Außenminister Joschka Fischer fordert Wehrpflicht“ vom 10. Juni.

Ex-Außenminister Joseph „Joschka“ Fischer ist der Meinung, dass wir wieder eine Wehrpflicht brauchen. Dies sagt ausgerechnet einer, der in den Zeiten der heftigsten Konfrontation im Kalten Krieg den Wehrdienst verweigerte. Für die Freiheit muss man einstehen. Wenn es darauf ankommt, auch kämpfen, sind seine Worte. Nur diejenigen, die dies fordern, sind die Letzten, die man an der Front sehen würde. Damals, als ein hochgerüsteter Warschauer Pakt die Freiheit des Westens bedrohte, wollte Fischer lieber zu den Hippie-Rittern der Sonnenblume gehören. Nun mag man sagen: Besser spät dazulernen als gar nicht. Da ist was dran. Aber die Konsequenz aus der Altklugheit des Polit-Rentners Fischer (77) ist eigentlich eine ganz andere: Folge niemals den Grünen. Sie lernen stets zu spät und meist auch noch das Falsche. Selbst bei ihrem Kern-Thema, dem Umweltschutz, haben sie Deutschland auf einen teuren Irrweg geführt und einseitig auf Erneuerbare gesetzt. Es waren die Grünen, die mit ihrer Zeitgeist-Bewegung und der Ermutigung zur „Kriegsdienstverweigerung“ die Pazifizierung der Gesellschaft vorantrieben, an deren Ende dann die von der Union verantwortete Aussetzung der Wehrpflicht stand. „Wenn wir abschreckungsfähig werden wollen, wird das ohne eine Wehrpflicht nicht gehen“, sagt Fischer heute und legt – Fischer-typisch – noch eins drauf: „Beide Geschlechter sind gefragt. Entweder wir haben die Gleichstellung, oder wir haben sie nicht.“ Und schon wieder liegt ein grüner Vordenker falsch, denn es wird in der deutschen Gesellschaft keine Mehrheit für einen Zwangsdienst geben. Wer sich ein wenig Realitätssinn bewahrt hat, kann es heute schon wissen. Und wer in die Ukraine schaut, der kann sich ein Bild von der Gleichstellung an der Front machen. Von Grünen lernen heißt, das Richtige zu spät oder Falsches lernen.

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