Leserbriefe

Traurig, enttäuscht und auch wütend

Erika Czuday, Nürtingen. Zum Artikel „Befristete Lösung für die Nanzwiese“ vom 14. Januar. Unsere Stadtverwaltung kann tatsächlich einmal etwas schnell umsetzen, wenn es darum geht, Macht zu demonstrieren. Am Dienstag erfolgte der Gemeinderatsbeschluss, dass auf der Nanzwiese Container für die Anschlussunterbringung aufgestellt werden sollen. Gestern um 11 Uhr wird dieser Beschluss schon umgesetzt!?! Bäume und Sträucher werden gestutzt. Oder handelt es sich ausschließlich um pflegerische Arbeiten? Ich kann daran nicht glauben.

Ich schreibe hier in meinem eigenen Namen, nicht als Vorstandsmitglied der Bürgervereinigung Roßdorf und auch nicht als Mitglied des Lenkungskreises Wohnen im Roßdorf. Ich bin aber sicher, dass einige so denken wie ich.

Ich bin sehr traurig, enttäuscht, wütend, dass unsere Bemühungen, die Stadt bei ihrer Aufgabe, Wohnraum zu schaffen beziehungsweise zu akquirieren zu unterstützen, so wenig gewürdigt werden. „Wir brauchen im Laufe des Jahres jede Möglichkeit, um Menschen unterzubringen“, unterstrich OB Heirich nochmals die Notwendigkeit. „Und deshalb will die Stadt von der Bebauung der Nanzwiese auch nicht abweichen. Das haben Vertreter der Verwaltung zuletzt bei einem Bürgergespräch im Dezember nochmals aufgezeigt. Eine Alternative sind auch nicht die paar Privatwohnungen, die der Stadt zur Miete angeboten wurden.“

Die paar Privatwohnungen! Wir haben das innerhalb weniger Wochen geschafft und sind noch dabei. Die Stadt war dazu nicht in der Lage. Sie weiß nicht erst seit gestern, dass kostengünstiger Wohnraum dringendst benötigt wird. Sie hat von Anfang an durchdrücken wollen, dass die Nanzwiese bebaut wird. Es ging nur um Nachverdichtung – Nachverdichtung im dichtest besiedelten Bereich des Roßdorfs, im dichtest besiedelten Teil Nürtingens, Nachverdichtung unter einer 380-Kilovolt-Leitung.

Baugrundstücke gäbe es genug, aber die müssen ja für Menschen bereitgestellt werden, die sich in der gehobenen Wohnungs-Klasse ansiedeln wollen. Diese Grundstücke können nicht einmal vorübergehend genutzt werden, wie jetzt die Nanzwiese. Die Menschen, die jetzt auf der Nanzwiese in Containern untergebracht werden, können nichts dafür. Und doch werden sie es aushalten müssen, unter einer Hochspannungsleitung zu leben. Sie müssen es aushalten, dass sie durch die Unterbringung in Containern einen sehr schwierigen Start haben werden.

Ich hoffe für diese Menschen, dass meine Mitbürger nicht ihren Ärger an denen auslassen, die nichts dafür können, sondern ihn dort anbringen, wo er hingehört: an unser Stadtoberhaupt, an die Gemeinderäte, die einer solchen Lösung zugestimmt haben. Die nächste Wahl kommt bestimmt. Ich bin einfach nur sprachlos. Ich bitte alle, mit den Mitteln der Demokratie ihre Meinung deutlich zu machen, auch wenn ich wenig Hoffnung habe, dass es die Zuständigen interessiert.

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