Leserbriefe

Krieg, Hunger, Mitschuld

Hartmut Wirsching, Beuren. Zum Artikel „Koalition fordert sichere Korridore in Gaza“ vom 1. August.

Die Bilder aus Gaza, die uns seit Wochen und Monaten erreichen, sind grausam, erschütternd und nicht mehr zu ertragen. Im Verlauf des Krieges hat die israelische Armee mehr als 60.000 Menschen in Gaza getötet. Gaza ähnelt einer Kraterlandschaft. Laut Welternährungsprogramm sind mehr als 500.000 Menschen vom Verhungern bedroht. Die Bundesregierung hat den Kriegsverbrechen der israelischen Armee viel zu lange zugeschaut, kaum Kritik geübt – und weiter Waffen geliefert. Das muss sich ändern, da Forderungen und Appelle der Bundesregierung, Nahrungsmittellieferungen und medizinische Hilfe für die Menschen zuzulassen, die israelische Regierung nicht beeindrucken. Glücklicherweise steigt zwischenzeitlich der internationale Druck auf den Regierungschef Netanjahu. Palästina wird inzwischen von vielen Ländern wie Spanien, Irland, Norwegen oder Slowenien als Staat anerkannt. Natürlich hat dies nur Symbolcharakter, ist aber wichtig, um den Druck auf Israel weiter zu erhöhen. Die deutsche Politik kann und muss deutlich entschiedener gegen diese verbrecherische Politik vorgehen. Das bedeutet, keine Waffenlieferungen mehr nach Israel. Das Assoziierungsabkommen zwischen Israel und der EU muss ausgesetzt werden. Wirtschaftssanktionen dürfen kein Tabu mehr sein. Gehört eigentlich zur Staatsräson, die die Bundesregierung immer wieder gegenüber Israel betont, das Akzeptieren von völkerrechtswidrigem Verhalten, das Dulden von Kriegsverbrechen und das Töten von tausenden von Kindern? Aber nicht nur in Gaza, sondern auch im Westjordanland geschehen fürchterliche Verbrechen. Leider wird davon in den Medien viel zu wenig berichtet. Wer angesichts des Grauens in Gaza und im Westjordanland nicht handelt, kann nur verhandeln – also reden, fordern, zuschauen und hoffen. Was das bewirkt, wissen wir mittlerweile: Es lässt dem Sterben seinen Lauf. Wer aber beim Sterben zuschaut, macht sich mitschuldig.

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