Leserbriefe

Herr Oettinger und der Einzelhandel

Franz Kurrer, Nürtingen. Zum Artikel „In Brüssel wird freitags bis 20 Uhr gearbeitet“ vom 3. Mai. Ich bezweifle, dass Herr Oettinger in seiner Funktion als EU- Kommissar jeden Freitag bis 20 Uhr in Brüssel in seinem Büro tätig ist. Das will ich gar nicht wissen, da dies von meiner Seite auch nicht nachvollziehbar ist.

Aber es gibt viele Berufsgruppen, welche nicht nur freitags bis 20 Uhr tätig sind, nein, sogar noch länger am Abend. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einzelhandel, in den Märkten und Einkaufszentren, in denen der Kunde täglich bis 22 Uhr einkaufen kann und das auch noch samstags! Nach Geschäftsschluss um 22 Uhr sind die Mitarbeiter mit ihren Aufgaben noch nicht fertig. Kassenabrechnungen, Schließ- und Kontrollrundgänge, Aus- und Aufräumarbeiten und mehr sind zu erledigen. Der Heimweg, mit öffentlichen Verkehrsmitteln, falls da noch welche fahren, noch gar nicht eingerechnet. Unter Umständen folgt noch eine Stunde Fahrt. Außerdem sind die Mitarbeiter auch Gefahren ausgesetzt, wie der Polizeibericht „Große Beute bei Raubüberfall“ in derselben Ausgabe zeigt. Hier wurden zwei Mitarbeiterinnen eines Einkaufsmarktes in Reichenbach beim Verlassen des Gebäudes gegen 23 Uhr überfallen. Diesem Artikel ist nichts mehr hinzuzufügen. Das Leben der Betroffenen war hier in Gefahr.

Meine Solidarität gehört den Beschäftigten der Handelsunternehmen und den Betroffenen des Überfalls, aber kein Mitleid für Herrn Oettinger. Falls er nach der Europa-Wahl am 25. Mai in Brüssel keinen lukrativen Posten mehr hat, es gibt in Baden-Württemberg sicher einen Markt, in dem er bis 22 Uhr oder länger arbeiten kann.

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