Leserbriefe

Frau Skudelny und die Strompreise

Klaus Seeger, NT-Zizishausen. Zum Artikel „Für mehr Marktwirtschaft auf dem Stromsektor“ vom 22. Mai. Der Artikel zeigt eindrucksvoll, dass es an der Zeit ist, die FDP aus der Regierungsverantwortung zu entlassen. Anstatt nach wie vor das Märchen vom teuren EEG-Strom zu verbreiten und die Stromkunden aufzuhetzen, sollte Judith Skudelny lieber die Realitäten zur Kenntnis nehmen. Dann müsste sie wissen, dass der Strompreis für Sondervertragskunden, also Industrie, Handwerk und sonstige Großverbraucher, seit Jahren stabil bleibt. Im gleichen Maß wie die EEG-Förderumlage steigt, sinkt der Arbeitspreis für den bezogenen Strom. Davon hat zwar der Kleinverbraucher noch nichts, aber das Gejammer über hohe Kosten für die Industrie entpuppt sich als unwahr.

Vielleicht war auch die Entscheidung der EU zum Unbundling, also zur organisatorischen Trennung von Stromvertrieb und Netzbetrieb, nicht wirklich sinnvoll. Denn nun hat der Netzbetreiber nicht nur eine garantierte Rendite von um die neun Prozent für seine Netze. Auch der Stromvertrieb muss jetzt eine eigene Marge erwirtschaften, was den Strom zusätzlich im Preis nach oben treibt. Zumindest sollten sich die selbst ernannten Stromkostenreduzierer um eine Vollkostenbetrachtung der eingesetzten Energieträger der Stromerzeugung kümmern. Dann würden sie erkennen, dass beim Einpreisen allein der Umweltkosten der Stromerzeugung aus Steinkohle die kWh Strom auf 0,13 Euro Erzeugungskosten käme. Braunkohle kommt aufgrund des höheren CO2-Ausstoßes und dem Abbau im Tagebau auf wesentlich höhere Kosten.

Wird beim Atomstrom nur eine einigermaßen auskömmliche Haftpflichtversicherung eingerechnet, kostet die kWh schnell zwei Euro! Was uns die anstehende Endlagersuche, die Endlagerung auf Dauer, die Entsorgung der stillgelegten Kraftwerke und so weiter kostet, das möchte auch noch niemand wissen. Nicht zuletzt ist die EEG-Umlage hauptsächlich dadurch gestiegen, dass die amtierende Bundesregierung ihre Klientel von der Umlage befreit hat und die Kosten auf die anderen Stromkunden umwälzt. Diese Punkte werden alle nicht beachtet. Stattdessen wird versucht, die Energiewende zu blockieren und den Stromkonzernen Einfluss und Gewinne zu erhalten.

Glücklicherweise wissen mittlerweile jedoch die meisten Wahlberechtigten, dass an einem Umbau unserer Energieversorgung hin zur nachhaltigen Erzeugung kein Weg vorbeigeht. Bei der Wahl im September können wir zeigen, dass wir uns nicht für dumm verkaufen und an der Nase herumführen lassen.

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