Leserbriefe

Eine bedeutende Zukunftstechnologie

Manfred Richey, Nürtingen. Zum Artikel „Batterien entscheidend für Durchbruch von E-Autos“ vom 19. Februar. Im zweiten Absatz steht „Ganz klar ist die Alternative zur Batterieelektrik die Brennstoffzelle, die ja auch ein Elektroauto ist.“ Mal abgesehen davon, dass eine Brennstoffzelle kein Elektroauto ist, folgt einige Zeilen weiter unten das, was immer wieder bei solchen Vergleichen in der Presse herumgeistert: „Das Problem ist, dass die Herstellung von Wasserstoff sehr energieintensiv ist, was schlecht für die Ökobilanz ist.“ Dies ist die allgemeine Lehrmeinung, altes Denken aus dem letzten Jahrhundert. Dabei gibt es inzwischen modernste Technologien, die startreif, aber noch nicht in der Praxis auf dem Markt vorhanden sind. Wenn man Biomasse (Reststoffe, feucht, keine Lebensmittel) mittels Steamreformer direkt in Wasserstoff umwandelt, dann könnte man mit dem Einsatz von 10 Tonnen Biomasse für circa 100 Euro/Tonne und 6,24 MW Strom Wasserstoff mit 54,3 MW (Hu) erzeugen. Ist das energieintensiv? Ohne Steuern könnte 1 Kilogramm Wasserstoff 1,37 Euro kosten, mit einem Brennstoffzellen-Pkw kann man damit bis zu 100 Kilometer weit fahren. 100 Kilometer für 1,37 Euro plus Steuern. Ist das teuer? In der aktuellen 3. Auflage des Buchs „Wasserstoff für alle“ von Karl-Heinz Tetzlaff und auf den Webseiten http://bio-wasserstoff.de/ (Karl-Heinz Tetzlaff) beziehungsweise http://biowasserstoff-magazin.richey-web.de/ findet man die Antworten.

Natürlich, wenn man Wasserstoff in der alten Denkweise mittels Elektrolyse aus Strom erzeugt, der vielleicht noch umweltschädlich in Kohlekraftwerken unter miserablem Wirkungsgrad erzeugt wurde, dann ergibt sich eine sehr schlechte Energie- und Umweltbilanz. Neue technologische Möglichkeiten werden ignoriert, weil es den marktbeherrschenden Großkonzernen nicht ins Konzept passt. Und an der Uni lernen die Studenten, dass es zwar schön wäre, Autos mit Brennstoffzellen und Wasserstoff zu haben, man da aber noch bis zum Jahr 2050 oder länger warten müsse. So lange werden wir aber nicht warten müssen. Wenn Deutschland nicht in der Lage (oder willens) ist, diese Zukunftstechnologie auf den Weg zu bringen, dann können wir das alles in einigen Jahren von den Asiaten (Japan, Korea und China) beziehen. Deutschland ist dabei, wieder einmal den raschen Einstieg in eine Zukunftstechnologie zu verschlafen, so wie seinerzeit bei der MP3-Technologie, die zwar in Deutschland entwickelt wurde, dann aber erst aus dem Ausland zu uns (zurück) kam. Nur verhält es sich mit Zukunftsenergien etwas anders als mit MP3-Technik. Von ersterer sind wir sehr stark abhängig, auf letztere können wir auch verzichten und ohne diese weiterleben.

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