Leserbriefe

Ein Tiefenbach-Steg für 330 000 Euro

Reiner Essl, NT-Reudern. Zum Artikel „Kostenexplosion bei der Tiefenbachbrücke“ vom 11. März. Wer auf dem Radweg von Nürtingen Richtung Owen fährt, kommt an einer Baustelle vorbei, die an ein Großprojekt erinnert. Tat- sächlich aber handelt es sich um einen neuen „Steg“ für Fußgänger und Radfahrer über den Tiefenbach. Viele Jahre hat eine Holzbrücke ihren Dienst getan, um einen Individualverkehr über den Tiefenbach zu gewährleisten. Diese kleine Brücke ist wohl in die Jahre gekommen, aber es bedurfte keinen Schutzengel, um auf die andere Seite des Baches zu gelangen.

Natürlich ist es sinnvoll für die Zukunft, eine sichere Überquerung durch ein neues „Brückle“ zu garantieren. Dieses neue Brückle wurde mit einem Kostenvoranschlag von 260 000 Euro veranschlagt. Es hat vielen der maßgebenden Herren anscheinend die Sprache verschlagen, aber diese Kröte wurde geschluckt. Nun haben sich die Kosten auf 330 000 Euro hochgeschaukelt, mit offenem Ende wie es scheint. Das Kuriosum: Dieses Brückle erwartet keinen Schwerlastverkehr und hätte durch einen kompetenten Zimmermannfachbetrieb aus unserem Kreis gebaut werden können. Eine stabile Konstruktion aus massivem Holz hätte keine exorbitante teure und schwere Widerlager gebraucht, da sich das Gesamtgewicht der Brücke in Grenzen hält; sie hätte sich harmonisch in die Landschaft eingepasst. Auch eine Imprägnierprophylaxe hätte über Jahre eine Stabilität garantiert.

Nun ist das alles Geschichte und passt so richtig in unsere Zeit, in der dem Bürger mit fiktiven Berechnungen von Bauvorhaben eine Wirtschaftlichkeit vorgegaukelt wird. Es wird alles akzeptiert und Kosten sind schon lange kein Hemmnis mehr. Es wird Zeit, Bauvorhaben über Sinn und Kosten zu hinterfragen, wenn sich kompetente Menschen finden sollten. Das hätte schon bei der Teufelsbrücke in Hardt geschehen sollen, die mit 500 000 Euro zu Buche schlug und im Nirgendwo endet. Aber all die maßgebenden Herren konnten aus dem Vollen schöpfen, da keiner mit eigenem Kapital haftet.

Nun, das kleine Tiefenbachbrückle wird einmal fertig werden und soll Fußgänger und Radfahrer mit angebrachter Rücksicht aufeinander den Weg erleichtern mit dem Hinweis: „Vernünftige fahren hier kein Rad, den anderen ist es verboten“, so gesehen in Dettingen/ Teck an einer kleinen Brücke von ähnlichem Ausmaß und Anforderung über die Lauter. Es wäre einfach gewesen, sich an dieser Brücke zu orientieren, zumal das Tiefenbachbrückle mehr dem Freizeitwert als der Wirtschaftlichkeit entgegenkommt!

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