Ilse Bartsch, Nürtingen. Zur Veranstaltung von Dr. Ulfkotte und den Leserbriefen dazu. Bei allem Streit um Religionen sollte nicht vergessen werden, dass es um Menschen geht, die hier unter uns leben, in aller Regel anständig und friedlich. Sie wollen nicht, dass ihre Akzeptanz als Mitbürger in diesem Land von ihrer Religionszugehörigkeit abhängig gemacht wird, vor allem deshalb nicht, weil nicht ihr persönliches Verhalten zum Maßstab genommen wird, sondern das, was andere irgendwo in der Welt im Namen dieser Religion tun.
Zu den Zahlen: In Deutschland leben zirka 3,5 Millionen Muslime, das sind weniger als fünf Prozent der Einwohner Deutschlands. Nur 15 Prozent von ihnen gehören einem Moscheeverein an. Etwa fünf Prozent werden vom Verfassungsschutz als extrem eingestuft. Selbst wenn sie ihre Religion ernst nehmen und sichtbar praktizieren wie dadurch die christlichen Werte bedroht sein sollen, bleibt mir ein Rätsel.
Daraus, wie Dr. Ulfkotte, eine schleichende Islamisierung zu konstruieren ist blanker Unfug und vergiftet das Klima in unserem Land. Statt einer differenzierten Analyse reiht er Furchtbares über Muslime aus aller Welt aneinander, egal, ob es passt, ob es seine Behauptung stützt oder nicht. Und er tut noch ein Weiteres: Er beschreibt diese kleine Minderheit als übermächtig und Deutschland und Europa als wehrlos, klein und schwach.
Bei den Muslimen sieht er eine weltweite Verschwörung am Werk. Darüber hinaus lenkt er das Unbehagen der Deutschen über Entwicklungen wie etwa den Werteverfall oder die niedrige Geburtenrate geschickt auf seine Mühlen. Das christliche Abendland ist in Gefahr, der Retter bietet sich an ein nur allzu bekanntes Schema mit schrecklichen Folgen.
Angst soll man ernst nehmen. Man nimmt sie aber nicht ernst, wenn man sie aufheizt statt aufklärt. Aufklärung stört, wenn aus den Stimmungen Wählerstimmen gemacht werden sollen. Unsere Freiheit ist nicht nur durch Islamisten bedroht, sondern auch durch Rechte, verkleidet als Retter vor dem Islam.
Angst ist verständlich. 85 Prozent aller Meldungen über Islam oder Muslime sind negativ, ergab eine Untersuchung. 80 Prozent der Deutschen verbinden Islam mit Gewalt oder Unterdrückung. Welche Gelegenheit gibt es, sich über Positives, über Werte des Islam, die sogar Ulfkotte nicht abstreitet, zu informieren? Es gibt problematische Entwicklungen bei Muslimen in Deutschland, die müssen angesprochen werden. Man muss das aber in einer Art und Weise tun, die nicht zu einer Solidarisierung der vielen Anständigen mit den Problematischen führt.
Es liegt im Interesse unseres Landes, dass ein vernünftiger Umgang untereinander möglich ist und bleibt. Ich denke, wir nützen unserem Land und der gemeinsamen Zukunft am meisten, wenn wir die 85 bis 95 Prozent der friedlichen Muslime für uns gewinnen. In einer Atmosphäre, wie sie hier geschaffen wurde, gelingt das nicht.
Leserbriefe | 12.07.2025 - 05:00
Es tut sich nichts bei der Verteidigungsfähigkeit
Fritz Matthäus, Nürtingen.
Seit Februar 2022 gibt es, nach dem zuvor langjährig verdeckten, nun offenen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und, nicht immer nur verdeckt, auch auf Deutschland und andere westliche Staaten. Seitdem sind die ...
Leserbriefe | 12.07.2025 - 05:00
Zu viele Krankenkassen
Eberhard Schmid, Aichtal-Grötzingen. Zum Artikel „Krankenversicherung: Warken rechnet mit höheren Beiträgen“ vom 8. Juli.
Wie wäre es denn, wenn man einfach weniger Krankenkassen hätte? 94 Krankenkassen mit den entsprechenden Wasserköpfen sind ...