CSD braucht die Antifa nicht

Heike Pfuderer, Stuttgart. Zum Artikel „Ein Fest für Freiheit und Vielfalt“ und zum Leserbrief „Versteckte Demo der Antifa“ vom 12. Juli.

CSD in Nürtingen – ich war leider aufgrund einer Terminüberschneidung nicht dabei. Leider, weil ich ja selbst einige Jahre mit meinem eigenen Leben, meinem Weg für Vielfalt in Nürtingen stand. Es ist jetzt 20 Jahre her, dass Anneliese Lieb dem Thema Transsexualität eine ganze Seite in der Nürtinger Zeitung widmete – die Initiatorin dafür war ich. Vor gut 15 Jahren schrieb ich am Tag gegen Queerfeindlichkeit einen Leserbrief in der Nürtinger Zeitung, in dem ich – gerade nach Stuttgart gezogen – darauf hoffte, dass queeres Leben in Nürtingen auch irgendwann ganz offen gelebt werden kann. So begrüße ich jede CSD-Demo in jeder Stadt – natürlich auch in Nürtingen, meiner Heimatstadt. CSDs sind Demonstrationen – keine Umzüge wie am Maientag oder an Fasnet. Es geht um Politik, es geht um Menschenrechte. Queere Menschen und ihre Unterstützer und Unterstützerinnen gehen für ein gleichberechtigtes Leben aller Menschen auf die Straße, denn da fehlt noch viel. Ein Kanzler, der die queere Protestbewegung mit einem Zirkus vergleicht. Eine Bundestagspräsidentin, die verboten hat, dass eine Regenbogenfahne auf dem Reichstag gehisst wird und auch nicht vor Abgeordnetenbüros haltmacht. Gerade so, als sei die Fahne der Vielfalt ein verfassungsfeindliches Zeichen. Diese Zeichen übersieht sie aber gerne auch im Plenum, wenn ein Faschist die Kornblume trägt. CSDs sind Demonstrationen für queere Rechte. Sie werden vom Grundgesetz geschützt und dankenswerterweise von der Polizei ganz hervorragend gesichert. Queere Menschen sind – da sie aus der Geschichte, der Verfolgung durch die Nazis, gelernt haben – immer antifaschistisch. Aber: CSDs sind keine Spielwiese für Gruppen unter dem Akronym „Antifa“. Alerta Antifa! – Wir brauchen euch nicht!