Leserbriefe

Bürger sollen selbst entscheiden dürfen

Dr. Ellen Fetzer, Nürtingen. Zum Artikel „Nur wenige Vorgaben für Bürger“ vom 9. März.

Der Bauausschuss tagte am 7. März zur Vorbereitung der Beschlüsse des Gemeinderats am 21. März. Ein Thema war die Art des Bürgerbeteiligungsverfahrens zur Entwicklung des Wörth-Areals. Die Fraktionen haben sich mehrheitlich gegen ein ergebnisoffenes Bürgerbeteiligungsverfahren ausgesprochen. Es wird ein Verfahren bevorzugt, bei dem die Bürger und Bürgerinnen im Rahmen von festgelegten Leitlinien beteiligt werden.

Damit behält sich die Stadtverwaltung die Kontrolle vor, eine Teilbebauung des Wörth-Areals als verbindlich vorzugeben. Ein ergebnisoffener Beteiligungsprozess würde die Möglichkeit beinhalten, dass sich die Bürgerinnen und Bürger gegen eine Bebauung des Areals aussprechen. Denn auf dem letzten großen Grundstück am Fluss könnte auch ein Park für alle geschaffen werden. Nach dem Beschluss am 21. März wird es keine Chance mehr geben, eine Teilbebauung des Wörth-Areals auf demokratischem Weg zu verhindern. Es wird bezahlbarer Wohnraum beschworen. Ist es realistisch, dass dieser an einer attraktiven Stelle in Nürtingen unter verschärften Bedingungen im Bausektor entstehen kann? Im Hochwassergebiet?

Nürtingen verliert zugleich die Chance auf einen großräumigen Park und zwar für immer. Eine Teilbebauung fragmentiert und schafft Nutzungskonflikte. Ein Park wäre nicht nur für das mit wohnungsnahem Grün unterversorgte Quartier Klein-Tischardt dringend notwendig, sondern auch für alle, die infolge des Klimawandels in einer überhitzten Stadt leben werden. Der einfache Zugang zu beschatteten Grünflächen wird ein wesentlicher Faktor für die Gesundheitsfürsorge sein. Dies ungleichmäßig zu verteilen, ist sozial ungerecht. Zeitgleich steht viel Wohnraum leer und wir brauchen die Transformation des Bestands. Hier sind die Potenziale und nicht auf dem letzten Freiraum am Neckar, der den künftigen Generationen gehört.

Ich bitte die Fraktionen, ihre Entscheidung gegen das ergebnisoffene Verfahren zu überdenken. Die Bürgerinnen und Bürger müssen über die Zukunft des Areals selbst entscheiden dürfen.

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