Leserbriefe

Bewahren und Erneuern

Maike Pfuderer, Stuttgart.

Ich hatte das Glück, das Maisingen zu erleben. Danke – es war die perfekte Mischung aus Bewahren und Erneuern. Die Maientagsrede von Frau Dr. Kaup diente ebenso als Beweis dafür wie die Moderation von Claus-Peter Heilemann. Am Samstag dann – die queere Community beging, wie seit 20 Jahren immer am 17. Mai, den Tag gegen Queerfeindlichkeit – stöberte ich in meinen alten Unterlagen. Ich fand einen Leserbrief aus dem Jahr 2009. Schon damals lagen diese beiden Ereignisse für mich als in Nürtingen geborene queere Frau eng beieinander. Damals schrieb ich von den queeren Menschen, die – wie ich heute sagen würde – unter dem Radar lebten, sich nicht trauten, offen zu sein, oder eben weggezogen waren. 16 Jahre und viele Stunden politischer Arbeit später ist dieses Leben im Tiefflug nicht mehr nötig. Akzeptanz und gleiche Rechte durchdringen unser gesamtes Bundesland – Gott sei Dank. Vieles wurde besser, ergänzt und mit Neuerungen bewahrt. Das Maisingen beginnt mit „Geh aus, mein Herz“ und endet nun mit „Alle Kinder dieser Erde“. Bewahren und Erneuern – die Erfolgsgeschichte von 421 Maientagen. Ich darf inzwischen auf über 50 davon zurückblicken. Zu dieser Haltung der im Herzen liberalen Stadt passt auch, dass sich gerade eine neue Tradition begründet: Nürtingen erstrahlt am 5. Juli in den Farben des queeren Regenbogens – der erste CSD in Nürtingen. Queere Menschen können in Nürtingen ganz offen die Vielfalt feiern. Ich freue mich darauf und werde an diesem Tag ganz sicher „dahoim“ in Nürtingen sein. Das Pflänzchen der offenen Gesellschaft in all ihrer Vielfalt will bewahrt, geschützt – und auch gefeiert werden. Gefeiert unter dem Motto „Nie wieder still“, mit dem sich Nürtingen in die große Reihe der Städte der Vielfalt einreiht.

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