Hartmut Schewe, Aich-Neuenhaus. Zum Artikel „Notwehr“ vom 27. August und „Wenn ihre Sprache den Täter verrät“ vom 1. September. Im Kommentar wurden über Andersdenkende wahre Schmutzkübel ausgegossen. Ein bescheidener Auszug: „skurrile Querdenker, verbohrte Querschläger, Impfgegner, Verschwörungsideologen, Esoteriker, Rechtsextremisten, aberwitzige Selbstüberhöhung . . . “. Dann wurde ein riesiges Jauchefass geöffnet, alles Andersdenkende hineingeschüttet und kräftig umgerührt. So kam zusammen, was nicht zusammengehört: Esoterikerinnen wedeln mit der Reichskriegsflagge, üben auf der Treppe des Reichstags den Schulterschluss mit brüllenden Nazis.
Ich distanziere mich auf das Entschiedenste von diesem blindwütigen verbalen Rundumschlag eines Redakteurs der Qualitätsmedien. In diesem Zusammenhang sei auf den Artikel vom 1. September verwiesen. Nun ist die Verwilderung sprachlicher Sitten nichts Neues. Da muss man nicht einmal Nazi-Deutschland bemühen. Die primitive Dauerhetze gegen Russland tut ein Übriges. Mehr und mehr fallen auch die letzten Hemmungen des Respekts vor anderen und des menschlichen Anstands. Auch Lyriker und Literaten haben sich mit dem Problem beschäftigt: „Worte können töten“ (Heinrich Böll) – „Wo Bücher brennen, brennen eines Tages auch Menschen“ (Heinrich Heine, 1844) – „Biedermann und die Brandstifter“ (Max Frisch).
Es ist nichts Neues, dass sich Extremisten unter friedliche Demonstranten mischen, um Randale zu machen. Sollen wir deshalb eines der wichtigsten demokratischen Rechte, das Demonstrationsrecht, per Verbotsantrag abschaffen? Dann hätten Nazis und Antifa gewonnen! Richter hatten Verbotsanträge in beiden Instanzen abgelehnt. Wie wäre es, wenn die Polizeileitung ihre seit Langem gescheiterte Strategie überdenken würde? Die Polizisten jedenfalls tun mir leid. Trotz Bannmeile hat der Innensenator den Reichsbürgern direkt vor der Treppe des Reichstags ein Rednerzentrum nebst Lautsprechern erlaubt. Das war weder von den Querdenkern angemeldet noch hatte es mit deren friedlicher Demo etwas zu tun. Vielleicht macht sich der Qualitätsjournalist Herr Molitor künftig erst über eine Sache kundig, bevor er über sie schreibt. Aber eins steht fest: Ohne Querdenker, die nicht alles tun was alle tun, würden wir heute noch auf den Bäumen sitzen.
Leserbriefe | 11.12.2025 - 05:00
Den Staat neu aufstellen
Helmut Weber, Aichtal-Neuenhaus. Zum Artikel „Ich halte nichts von Gejammer“ vom 15. November.
Ferdinand von Schirach empfiehlt dem Staat eine Änderung der Legislaturperiode für die Bundesregierung, außerdem für die Wahl in den Bundesländern, die für ...
Leserbriefe | 11.12.2025 - 05:00
Beamte schaffen Bürokratie
Helmut Hartmann, Nürtingen. Zum Artikel „Mehrkosten in Milliardenhöhe sind gewiss“ vom 3. Dezember.
Als Gewerkschafter ist es nicht üblich, sich in Tarifrunden kritisch zu „eigenen“ Forderungen und Inhalten zu äußern. Was den öffentlichen Dienst ...