Weihnachtsgrüße

Der Weg in den Stall gehört inzwischen dazu

Chiara Brunzendorf studiert in Jelgava Tiermedizin. Dieses Semester ist eines ihrer Pferde mit nach Lettland gekommen.

Chiara Brunzendorfs Tagesablauf hat sich etwas geändert, seit eines ihrer Pferde mit nach Lettland kam. Foto: privat

Wenn die Tage kürzer werden, die Temperaturen sinken, Lichterketten in den Fenstern aufleuchten und meine Nachbarin die ersten Weihnachtslieder auf dem Klavier übt, dann weiß ich: Die schönste Zeit des Jahres steht wieder vor der Tür.

Für alle, die mich noch nicht kennen: Mein Name ist Chiara, und ich studiere seit inzwischen fast dreieinhalb Jahren Tiermedizin hier in Lettland – meiner zweiten Heimat auf Zeit. Es freut mich sehr, euch auch in diesem Jahr wieder Weihnachtsgrüße aus der Ferne senden zu dürfen.

Vieles ist in den letzten Jahren gleich geblieben, doch eine Sache hat meinen Alltag deutlich verändert: Seit diesem Semester ist eines meiner Pferde mit nach Lettland gekommen. Dadurch sieht mein Tagesablauf nun etwas anders aus.

Neben Vorlesungen und dem Lernen für Kolloquien und Prüfungen gehört mittlerweile auch der tägliche Weg in den Stall fest dazu. Auch an der Universität hat sich für mich einiges weiterentwickelt. Die Aufgaben werden anspruchsvoller, und die Verantwortung im klinischen Alltag wächst entsprechend. Inzwischen übernehme ich nicht nur die Vorbereitung der Patienten und die klinische Untersuchung, sondern auch die Einleitung der Anästhesie sowie das Assistieren im OP-Saal – Tätigkeiten, die ich mir vor ein paar Semestern noch gar nicht zugetraut hätte.

Besonders spannend war außerdem eine praktische Woche auf einer Kuhfarm und in der Pferdeklinik. Dort durften wir viele Aufgaben selbst übernehmen, vom Verabreichen von Medikamenten bis hin zu grundlegenden Untersuchungen. Es ist schön zu sehen, wie sich das theoretische Wissen aus dem Studium immer mehr in echte Routine verwandelt. Neben dem Uni-Alltag wird auch viel mit den Freunden unternommen, so haben wir direkt zu Beginn des Semesters einen Ausflug in den Naturpark Tērvete gemacht, der nicht weit von meiner Stadt Jelgava entfernt liegt. Jelgava selbst ist eine überschaubare Universitätsstadt, deren bekanntestes Wahrzeichen das auf einer kleinen Flussinsel gelegene Schloss ist, und wie jedes Jahr schmückt nun auch wieder ein großer, hell erleuchteter Weihnachtsbaum den Marktplatz.

Auch in Riga öffnet bald wieder der kleine, aber sehr stimmungsvolle Weihnachtsmarkt, der jedes Jahr ein wenig vorweihnachtliche Magie verbreitet. Trotzdem vermisse ich die vielen unterschiedlichen und einzigartigen Weihnachtsmärkte in Deutschland, die im Vergleich dazu einfach ganz andere Dimensionen annehmen. Der Dezember bedeutet für mich jedoch nicht nur festliche Stimmung, sondern auch einen Blick zurück. Jedes Jahr merke ich, wie viel ich in dieser Zeit hier dazulerne – nicht nur fachlich an der Uni, sondern auch über das Leben im Ausland. Man wird unabhängiger, organisierter und manchmal auch etwas geduldiger mit sich selbst. Und obwohl mein Alltag oft gut gefüllt ist, finde ich immer mehr meinen eigenen Rhythmus zwischen Studium, Freunden, Stall und kleinen Momenten der Ruhe.

Zusammen mit ihren Freundinnen Carmen, Emilia und Anna (von rechts) inklusive Hund Ruby war Chiara Brunzendorf (links) im Naturpark Tērvete unterwegs. Foto: privat

Auch wenn ich die Vorweihnachtszeit nicht in Deutschland verbringe, werde ich wie jedes Jahr zu Heiligabend nach Hause reisen, um Weihnachten mit meiner Familie zu feiern und Freunde wiederzusehen. Denn auch wenn man im Ausland neue Freundschaften knüpft, bleibt es etwas ganz Besonderes, in das vertraute Umfeld zurückzukehren.

Für mich ist Weihnachten daher nicht nur ein Fest der Geschenke, sondern vor allem eine Zeit des Miteinanders – eine Gelegenheit, im Kreis seiner Liebsten zu essen, zu lachen und vielleicht auch das ein oder andere Spiel zu spielen.

Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ebenso wie meiner Familie und meinen Freunden eine besinnliche, friedliche und warme Weihnachtszeit.

Priecīgus Ziemassvētkus und frohe Weihnachten!

Chiara Brunzendorf

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