Kirchheim

Kfz-Innung: Aufwind, Lehrgänge und Lösegeld

Jean Pierre Motz (zweiter von links, Marz & Papst in Nürtingen) und Pius Karau (dritter von links, Russ Jesinger Automobile in Dettingen) wurden für ihre hervorragenden Prüfungsleistungen geehrt. Foto: Peter Dietrich

WEILHEIM. Bei den Autoverkäufen, so Obermeister Karl Boßler, gebe es einen leichten Aufwind. Bis zum Juni habe es in diesem Jahr 1,5 Millionen Neuzulassungen gegeben, bis zum Jahresende könnten es drei Millionen werden. Doch der Vor-Corona-Stand sei damit noch nicht erreicht, sagte er bei der Mitgliederversammlung der KFZ-Innung Nürtingen – Kirchheim unter Teck in der Weilheimer Limburghalle. Es sei offen, ob dieser jemals wieder erreicht werde. Bei den Kunden bleibe der Verbrenner die erste Wahl: 37,4 Prozent der 1,5 Millionen Neufahrzeuge seien Benziner gewesen, nur 12,5 Prozent rein batterieelektrische Fahrzeuge. Damit rücke das Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2023 einen Bestand von 15 Millionen Elektro-PKW aufzubauen, weiter in die Ferne.
An der Gesellenprüfung Teil 1 im zweiten Lehrjahr, der früheren Zwischenprüfung, haben im Juli 67 Prüflinge teilgenommen, alle haben bestanden. Bei der Gesellenprüfung Teil 2, der früheren Abschlussprüfung, waren 18 Prüflinge dabei, fast alle auf Anhieb erfolgreich: Fünf Prüflinge haben mit einer Note von 2,4 oder besser abgeschlossen, nur ein Prüfling musste wegen der Note „mangelhaft“ die Theorieprüfung wiederholen. Das Berichtsheft auf Papier ist dem „Autofachmann“ gewichen: Er ist zugleich digitales Berichtsheft und E-Learning-System mit virtueller Werkstatt. Das verbessert aber die Dokumentation der Ausbildungsinhalte.

Die Corona-Delle bei den Automobilkaufleuten, die an der Kirchheimer Jakob-Friedrich-Schöllkopf-Schule eine Ausbildung beginnen, ist überwunden: Im aktuellen Schuljahr sind es 40 – nach einem Tiefstand von 27 zwei Jahre zuvor. Die Schule bietet wieder einen dreiwöchigen Auslandsaufenthalt in Dublin mit Betriebspraktikum an. Für die 15 Plätze können sich Azubis im zweiten Ausbildungsjahr bewerben.

Gefahr vor Cyberangriffen

Viel näher als vermutet ist die Gefahr eines Cyberangriffs mit schädlicher Software – Ransomware genannt. Das zeigte Sebastian Bilk vom Systemhaus Bilk: 70 Prozent der Angriffe führten zu einer Verschlüsselung der Daten, die Unternehmen hatten erst nach Zahlung eines Lösegeldes wieder Zugriff darauf. Bei einer aktuellen Umfrage habe das durchschnittliche Lösegeld bei 690.000 Euro US-Dollar (circa 620.000 Euro) gelegen. Knapp jeder zweite Angriff war per E-Mail ins Unternehmen gelangt. Wer Unternehmen digital angreifen will, braucht dazu keine eigenen kriminellen Kenntnisse: Er kann die Angriffe bei Kriminellen als Dienstleistung einkaufen. Dass es beim Thema Cyberangriffe nicht nur um ein theoretisches Szenario geht, bestätigte ein Mitgliedsbetrieb mit der Schilderung eigener Erlebnisse.
Vorstandsmitglied Wolfgang Gross stellte die vielseitigen Weiterbildungsangebote der Branche vor. Neben Schulungen zur Abgasuntersuchung bietet die Innung die Hochvoltschulung sowie den Airbag- und Gurtstrafferlehrgang an. Beim Thema Airbag sind die Vorschriften streng: Jeder einzelne Mitarbeiter, der in einem Kfz-Betrieb mit dem Airbag arbeitet, muss diese spezielle Schulung nachweisen können.

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