Licht der Hoffnung
Licht der Hoffnung: Hermann Eberbach aus Nürtingen hat sein Projekt in Kenia erfolgreich abgeschlossen
Hermann Eberbach plant nach sechs Jahren als Entwicklungshelfer in Kenia bereits eine neue internationale Aufgabe.
NÜRTINGEN/NAIROBI. Ende des Jahres 2017 hat Hermann Eberbach sein Zuhause in Zizishausen verlassen, um als Entwicklungshelfer in den Slums von Nairobi im ostafrikanischen Land Kenia etwas zu bewegen. Zuvor war er fast 30 Jahre lang als Entwicklungsingenieur bei Daimler tätig gewesen und danach noch zwei Jahre lang als Berufsschullehrer an der Nürtinger Philipp-Matthäus-Hahn-Schule. Nun hat der inzwischen 60-jährige Maschinenbauingenieur sein sechsjähriges Projekt in Kenia abgeschlossen und ist wieder in Nürtingen. Aber nur für wenige Wochen. Denn sein nächstes internationales Projekt steht bereits unmittelbar bevor.
Nicht zuletzt durch die Unterstützung der Weihnachtsspendenaktion „Licht der Hoffnung“ der Nürtinger Zeitung in der Saison 2019/2020 hat Hermann Eberbach in Nairobi einiges entwickeln und aufbauen können. Er hat in Nairobi ein Wohnhaus für mehrere Personen und Familien und daneben eine Werkstatt-Schule gebaut. Die Mieteinnahmen vom Wohnhaus decken die laufenden Kosten der Schule. Nach einer Großspende und vielen Einzelspenden hatte Eberbach im Januar 2019 zwei Grundstücke gekauft. Um die Baukosten für das neue Gebäude zu finanzieren, waren die Spenden durch die Aktion „Licht der Hoffnung“ hilfreich.
Heute kann Hermann Eberbach mit gutem Gewissen sagen: „Mein Beitrag zu dem Projekt ist abgeschlossen. Das Mietshaus ist fertig und die Berufsschule läuft. Licht der Hoffnung hat mit einem großen Betrag geholfen, das Mietshaus bauen zu können.“ Schon im Mai werde er wieder von Coworkers, der Dachmarke des Vereins Christliche Fachkräfte International mit Sitz in Stuttgart, organisiert nach Freetown in Sierra Leone reisen, um dort einer schon bestehenden Berufsschule zu helfen.
Mietshaus mit Spenden aus Nürtingen mit zwei weiteren Stockwerken ausgebaut
Vor sechs Jahren hatte Coworkers ihn zur Kirche Tumaini Ministries in Nairobi ausgesandt, die in neun Slums mit jeweils einer Gemeinde vertreten ist. „Meine Aufgabe war es, jungen Männern praktische Kenntnisse zu vermitteln, die helfen, ihr Leben in den schwierigen Verhältnissen zu gestalten. Diese jungen Männer haben oft keine Chance auf gute Ausbildung, da sie nicht über die finanziellen Möglichkeiten verfügen.“ Im September 2022 sei es ihm gelungen, die Berufsschule für Elektroinstallation zu eröffnen. Baubeginn für das Mietshaus und Berufsschule war im September 2019 gewesen. „Seit Dezember 2023 bin ich wieder in Deutschland, da der sechsjährige Vertrag mit Coworkers endete. Das letzte Jahr war geprägt von der Aufstockung des Mietshauses und Stabilisierung der Berufsschule.“
Um die Berufsschule langfristig ohne Spenden betreiben zu können, sei es notwendig geworden, zwei weitere Stockwerke auf das Mietshaus zu bauen. „Freunde aus Nürtingen haben den Ausbau mit Spenden ermöglicht. Kaum war der Rohbau der beiden neuen Stockwerke fertig, kamen die ersten interessierten Mieter und haben eine Kaution bezahlt, um eine der neuen Wohnungen zu bekommen. Auch zwei der bisherigen Mieter wollten nach oben in eine größere Wohnung umziehen.“
PV-Anlage versorgt alle Räume zuverlässig mit Strom
Häufig werde er gefragt, ob Photovoltaik in Kenia im Einsatz ist. Seine Antwort sei: „Ja, jedoch dürfte es gerne etwas mehr sein.“ Leider gebe es in Kenia keine Vergütung für eine Rückeinspeisung ins Netz. „Darum haben nur einige Firmen und Supermärkte für ihren Eigenbedarf PV-Anlagen auf dem Dach. Damit werden im Supermarkt Beleuchtung und Kühlung sichergestellt, wenn der Strom ausfällt. Da unsere Schule mittelfristig auch Kurse für Photovoltaik durchführen möchte, haben wir im Herbst eine PV-Anlage auf einem der Container installiert. Damit sparen wir auch Stromkosten.“ Die PV-Anlage versorge alle Räume und Maschinen in der Berufsschule und zusätzlich noch die Sicherheitsbeleuchtung im Mietshaus. „Damit ist auch im Falle eines Stromausfalls das Mietshaus beleuchtet und wird haben auf jeden Fall Strom in der Schule. Es wäre schon widersprüchlich, wenn eine Berufsschule für Elektroinstallation keinen Strom hat. Wie sollte man denn da einen sinnvollen Unterricht machen?“ Und Stromausfälle gebe es weiterhin in Kenia – manchmal bis zu mehreren Tagen.
„Als ich im Dezember noch in Kenia war, fanden Bewerbungstage für unsere nächste Klasse statt. Diese Klasse hat im Januar gestartet und wie ich höre, läuft alles sehr gut. Die Schüler sind pünktlich, zuverlässig und sehr an dem Inhalt des Unterrichts interessiert“, freut sich Eberbach. Neu sei seit diesem Jahr, dass die Schüler gemeinsam Mittagessen in der Schulküche zubereiten. Zudem konnte einer der ehemaligen Schüler als Hilfskraft für die Unterrichtseinheiten angestellt werden.
Einige der Absolventen der bisher vier durchgeführten Kurse hätten zwischenzeitlich eine Festanstellung bekommen. „Andere haben den Ausbildungsnachweis als Trittbrett für andere Branchen genutzt und eine Anstellung gefunden. Der Rest sucht noch eine feste Arbeitsstelle oder hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser.“
Mieteinnahmen decken nun die Kosten
Und wie läuft die Berufsschule nun ohne den Gründer Hermann Eberbach? „Wir haben seit zwei Jahren einen kenianischen Leiter der Schule und seit einem Jahr eine kenianische Berufsschullehrerin. Oft kollabieren Entwicklungshilfeprojekte, wenn die Ausländer wieder weg sind, weil die einheimischen Leute nicht geschult sind oder der Geldfluss stoppt. Am Ende meiner Zeit habe ich noch zusammen mit dem Leiter ein Handbuch mit festen Regeln bezüglich des Umgangs mit Geld und der Buchführung erarbeitet. Das ist jetzt die Grundlage für den täglichen Betrieb.“ Zudem würden andere Kollegen von Coworkers, die sich in Kenia befinden, regelmäßig vorbeischauen. „Auch Coworkers in Stuttgart liegt viel daran, dass die Berufsschule langfristig gut läuft.“
Hermann Eberbach freut sich aber besonders darüber, dass die Mieteinnahmen des Mietshauses nun reichen, um die Fixkosten und einen Teil der variablen Kosten der Berufsschule zu decken. „Darüber hinaus sind wir auch in der Lage, die Schüler finanziell zu unterstützen, die nicht genügend Geld für die Berufsschulgebühr haben.“ Denn junge Leute aus den Slums hätten oft nicht die Möglichkeit, Geld für eine Berufsausbildung aufzubringen.
Beim Rückblick auf die sechs Jahre stellt er fest: „Ich konnte erleben, wie ein einfaches Leben sehr gut funktioniert und wie man mit wenig auch sehr glücklich sein kann. Ich habe in Kenia viele freundliche und dankbare Leute kennengelernt. Danke auch an die Organisatoren und Spender von Licht der Hoffnung: Sie haben einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen des Projekts geleistet.“
Statt Berufsschullehrer in Nürtingen wird der Job ab Mai in einem der ärmsten Länder der Welt ausgeübt
Ursprünglich habe er geplant, wieder in der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule in Nürtingen als Berufsschullehrer zu arbeiten, verrät Hermann Eberbach. „Dort besteht jedoch im Moment kein Bedarf.“ Deshalb habe er bei Coworkers nach einer neuen Aufgabe für ihn gefragt. „Und sie haben eine. In Freetown wird jemand gesucht, der eine Berufsschule strukturell und inhaltlich verbessert. Diese Berufsschule gehört einem Zusammenschluss von mehreren Kirchen in Sierra Leone.“ Schon Mitte Mai werde er dort hinreisen. „Wir werden gemeinsam herausfinden, wie ich dort am besten helfen kann. Für mich ist es ein Vorrecht, in eines der ärmsten Länder der Welt gehen zu dürfen und dort mit meinen Kenntnissen, Erfahrungen und Leidenschaft Gutes zu tun.“
Die Aussendung für den dreijährigen Einsatz von Hermann Eberbach in Sierra Leone ist am 5. Mai um 10 Uhr im Rahmen eines Gottesdienstes in der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde in Nürtingen, Helmholtzweg 32.