Leserbriefe

Vorwürfe sind starker Tobak

Reinmar Wipper, Nürtingen. Zum Leserbrief „Umweltminister als Sättigungsbeilage“ vom 18. September. Nicht alles, was man sich in den Hals tut, geht auch runter. Und so bleiben Redakteur Jürgen Gerrmann hoffentlich die Kröten nicht im Hals stecken, die ihm eine Leserbriefschreiberin aus Großbettlingen in gewohnt aggressiver Weise auf den Teller geklatscht hat. Die Freiheit der Schreibe, der Worte, Gedanken und ihrer Ausdrucksformen, ist ein hohes Gut. Weder selbstverständlich noch umsonst. Diese Freiheit genießt ein Leserbrief von Frau Gantke vom 18. September ebenso wie der Zeitungsartikel, auf den er sich bezieht.

Man kann es so wahrnehmen, muss aber nicht, dass da einer „mühsam um den heißen Brei herumschreibt“. Auch die Abqualifizierung von Gerrmanns Beitrag als einen „etwas holprigen und sehr unausgewogenen Artikel, der nicht zu den Sternstunden eines Journalisten gehört“, ist durch Meinungsfreiheit gedeckt. Nur noch knapp aber unter dem Dach der Meinungsfreiheit steht die Feststellung, dass sich dieser Journalist „umständlich und selektiv bei den thüringischen Pressekollegen bedient“. Das sagt nämlich nicht mehr und nicht weniger, als dass Gerrmann unterstellt wird, von Kollegen zu übernehmen, abzuschreiben, ungeprüft, so wie’s ihm grad passt („selektiv“). Und das ist bereits ehrenrührig und für einen Journalisten ein ganz übler Vorwurf.

Damit hat die Hoheit der Großbettlinger Deutung den Fuß schon im Fettnapf, und vollends drinnen in der Pampe steht sie mit dem zwar geschickt, aber deswegen umso hämischer umschriebenen Nachschlag, Gerrmann betreibe für die Nürtinger Stadtwerke eine Art Gefälligkeitsjournalismus, abhängig vom Sponsoring seiner Ausflugsfahrten mit dem Elektroroller. Das ist keine Sättigungsbeilage mehr, sondern ganz starker Tobak, der mindestens ebenso stinkt wie die befürchteten Gaswolken aus einer Vergärungsanlage.

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