Leserbriefe

Kapitalismus – ein Prinzip entgleist

Helmut Weber, Aichtal-Neuenhaus. Zum Arikel „Superreiche werden reicher“ vom 25. Juni.

Das Suffix „-ismus“ kennzeichnet Strömungen, Tendenzen, Richtungen, weist auch auf eine Übersteigerung oder (oft extreme) Geisteshaltung hin, was grundsätzliche Zweifel an Sinn und Rechtmäßigkeit solcher Orientierung auslösen kann. Ein immer aktuelleres Beispiel, nach dem Sozialismus, ist der Kapitalismus. Mit der Triebfeder von Egoismen und deren wechselndem Ausgleich (im beständigen Auswahlverfahren) hat der ursprüngliche Kapitalismus die Ökonomie der Natur zum Prinzip. Durch die Mutation zum Großkapitalismus und seiner gesellschaftlichen Eigenkompetenz gründet sich bereits heute die Hierarchie eines Elitarismus. Kapital ist also inzwischen in der Lage, in einem Kollektiv willkürliche Gewalt subtil oder – je nach Qualität der Gegensteuerung – offen auszuüben, analog der gesetzlichen. Auch Demokratien fließen somit im Bewusstsein ihrer Grundsätze in autokratische Fänge von bürgerfremden Steuerungskonzentrationen, und ein weltwirtschaftlicher „Wettbewerbszwang“ fördert den Trend. Die „freie Marktwirtschaft“, wie gehabt, ist also ein Illusionsinstrument für eine künftig friedliche und gerechte Wirtschaftsordnung, die nicht die Sinngebung einer Gemeinschaft überlagert. Ohne einen parlamentarischen Einfluss über Kapitalkonzentrationen (als geringstes Übel für Wirtschafts- bzw. Kapitalbindungen) werden Freiheiten jenseits des Konsums und seiner Denkweise den durchschnittlichen Bürger zum Fremdgetriebenen korrumpieren – zum Gehilfen eines monetären Elitarismus, der die Freiheiten eines Beauftragten lebt.

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