Leserbriefe

Solarenergie und Altstadtdächer

Professor Eberhard Weinbrenner, Nürtingen. Die Bemühungen der Verantwortlichen in Nürtingen um eine Stärkung regenerativer Energien sind hoch anzuerkennen. Der Vortrag von Oberbürgermeister Palmer, Tübingen, in der Kreuzkirche hat gezeigt, dass sich mit gesundem Menschenverstand und ein wenig Engagement brauchbare Lösungen abzeichnen.

Schwierig wird es nur in der Altstadt, da zum einen die alten Gebäude wärmetechnisch nur sehr aufwendig auf einen angemessenen Stand zu bringen sind und andererseits die beliebige Anwendung von Solar- und Photovoltaikanlagen zu einer optischen Zerstörung der Dachlandschaft im Zentrum führt – wir haben ja in Nürtingen bereits einige missglückte Beispiele dafür.

Unser Oberbürgermeister hat vor einigen Wochen laut einem Artikel in der Nürtinger Zeitung ein hohes Lob für den ungestörten Blick vom Turm der Stadtkirche auf die Altstadt ausgesprochen.

Da ich von anderen Städten die Problematik kenne, mit der solaren Energiegewinnung einerseits und der Bewahrung der Altstadt vor einer gestalterischen Zerstörung andererseits fertig zu werden, habe ich Oberbürgermeister Boris Palmer die Frage gestellt, wie er in seiner Stadt damit verfährt. Tübingen hat für den Schutz seiner Baudenkmale und seines bedeutenden Stadtbilds eine besonders rigide Altstadtsatzung, die bisher Wirkung gezeigt hat.

Seine Antwort: Die Altstadt von Tübingen umfasst nur wenige Prozente der gesamten Dachflächen in der Stadt, das heißt sie ist für den Wärmehaushalt der Gesamtstadt nicht maßgebend. Auf denkmalgeschützten Gebäuden werden grundsätzlich keine Solaranlagen oder Ähnliches angebracht. Bei sonstigen weniger wertvollen Gebäuden in der Altstadt entscheidet ein Gestaltungsbeirat.

Meines Erachtens ist es allerhöchste Zeit, dass die Stadtverwaltung Nürtingen und der Gemeinderat eine ähnliche Festlegung treffen, denn eine zerstörte Dachlandschaft in einer wertvollen Altstadt ist praktisch nicht wiederherzustellen, das heißt die Stadt verliert ihr Gesicht.

Im Übrigen gibt es viele Möglichkeiten, auch die Besitzer von Altstadthäusern an der Energiegewinnung teilhaben zu lassen – man braucht dafür nur den guten Willen und ein wenig Fantasie. Es wäre sehr begrüßenswert, wenn Oberbürgermeister Heirich auch zukünftig seine Blicke über eine unzerstörte, harmonische Dachlandschaft der Altstadt schweifen lassen könnte!

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