Reiner Essl, NT-Reudern. Wer auf der B 297 von Reudern nach Nürtingen unterwegs ist, kommt an einer Werbung der Stadt vorbei, in der auf den Charme von Nürtingen hingewiesen wird. Ein Fremder ist mit freudiger Erwartung auf die Stadt gespannt, doch die Ernüchterung erfolgt kurz nach diesem Hinweis, wenn er auf einen kleinen Kreisverkehr stößt, der sich als grasbewachsener Erdhaufen darstellt. Das ist der erste Eindruck, der primär den Charme von Nürtingen in Frage stellt. Doch im Mai wird dieser „Erdhaufen“ aufgebrezelt, wenn nette Menschen ihn mit Holzfiguren und Phantasiegebilden drapieren.
Nun, das ist heute beinahe fünf Monate her und die Phantasiegebilde hingen bislang traurig als Vogelscheuchenfragmente herum. Dieser Zustand vermittelte mehr Trauer als Charme und müsste auch unseren Stadtoberen schon aufgefallen sein und den Maiprotagonisten beim Abräumen zur Hand gehen. Auch der Kreisverkehr in der Rümelinstraße könnte etwas Ästhetik vermitteln, die mit den Betonklötzen auf der Verkehrsinsel nicht zu schaffen ist. Wie eine sinnvolle Verkehrsführung auch Charme vermitteln kann, ist vor Linsenhofen und Neuffen anzusehen.
Es ist nicht so, dass in Nürtingen nur Tristesse in den Straßen zu finden ist, denn die Neckarbrücke am Stadtwerk vermittelt doch etwas Charme, den man in Nürtingen oft vergeblich sucht. Doch hier auf der visuellen Schokoladenseite am Neckarufer soll alles Pittoreske durch einen Hotelbau zerstört werden. Dieses Gezerre, ob Bau oder Nichtbau, zieht sich wie ein roter Faden durch die jüngste Geschichte unserer Stadt. Es sollte doch möglich sein, dass es sich zu einer rationalen und dem Gesamtbild zuträglichen Lösung entwickeln kann, zumal unsere Stadt schon viel von ihrer Buntheit verloren hat. Für ein Statement zu einer Harmonie am Neckarufer gibt es seitens der Stadtführung noch keine Konsensreflexion. Ein angedachtes Referendum wird keine Lösung und Akzeptanz erzeugen, sondern wäre eher ein Zeichen, dass die Stadtführung sich aus der Verantwortung nehmen könnte und das wäre für ein Bürgervertrauen nicht gerade förderlich. Doch es wird anscheinend schwer für unsere Stadtoberen werden, Funktionalität, Natur in der Stadt und mehr Lebensfreude für uns Bürger zu exponieren, wenn man schon einen „Grashaufen“ im Eingangsportal der Stadt akzeptiert.
Leserbriefe | 05.10.2024 - 05:00
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Leserbriefe | 05.10.2024 - 05:00
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