Leserbriefe

Kaum zu glauben

Gisela Wolf, Beuren. Zum Artikel Mit Aufklärung gegen irrationale Ängste vom 17. April. Es ist schockierend, dass die Hochschule Nürtingen weiterhin Versuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen macht, obwohl die Frage nach möglichen Risiken immer noch nicht geklärt ist. Unter diesen Umständen weiterzuexperimentieren ist unverantwortlich. Durch den Anbau dieser Pflanzen wird wertvolles Ackerland mit gentechnisch veränderten Organismen verseucht, ohne Rücksicht auf angrenzende Felder, die dann eventuell auch davon betroffen sind. Es gibt verschiedene Arten transgener Organismen: da ist zum einen die herbizidresistente Pflanze. Das heißt, sie wird mit einem spezifischen Mittel gespritzt, wodurch alles abstirbt, nur sie selbst nicht. Das Gen aber, das der Pflanze diese Eigenschaft verleiht, kann auf Wildkräuter überspringen, die dann ebenfalls resistent werden. Das sind dann die so genannten Superunkräuter. Und wie bekämpft man die? Herbizidresistente Pflanzen sind für die Hersteller ein lukratives Geschäft, denn dabei verdienen sie doppelt: zum einen am Saatgut und zum anderen am Spritzmittel. Ist doch praktisch.

Dann gibt es Pflanzen, die gegen Schädlinge resistent gemacht werden. Dabei entwickelt die Pflanze ein Gift, das zum Beispiel den Maiszünsler vernichten soll. Dieses Gift tötet aber nicht nur den Maiszünsler, sondern auch andere Insekten und kann das gesamte ökologische Gleichgewicht empfindlich stören. Die Schadinsekten ihrerseits wiederum werden ziemlich schnell resistent gegen das Gift der Pflanzen. Wie sich dieses Insektizid auf den menschlichen Organismus auswirkt ist nicht erforscht und deshalb auch nicht abzuschätzen.

Das dabei eingebaute Gen bewirkt in der Pflanze, dass sie während des Wachstums ihre Keimfähigkeit selbst zerstört. Der Bauer hat also kein eigenes Saatgut mehr und ist gezwungen, es jedes Jahr neu zu kaufen. Das ermöglicht den Saatgutkonzernen, den Nahrungsmarkt weltweit zu beherrschen. Außerdem werden in der Gentechnik zum Teil immer noch Antibiotikaresistenzgene zum Markieren erfolgreich transformierter Organismen eingesetzt. Diese Gene können im menschlichen Darm von Bakterien aufgenommen werden und würden in diesem Fall dafür sorgen, dass die Resistenz gegen Antibiotika zunimmt. Das alles hört sich an wie die Geschichte vom Zauberlehrling, und im Prinzip ist es auch so.

Frau Homburger von der FDP ist der Meinung, man müsse gegen die irrationalen Ängste vorgehen und unterstellt den Skeptikern Unwissenheit. Sie scheint nicht begriffen zu haben, dass hier mit DNA gearbeitet wird und man der Funktion dieses komplexen Systems, das allem Leben zugrunde liegt, mit sehr viel Respekt begegnen muss. Es ist unseriös, wenn Wissenschaftler und Politiker versuchen, die Gefahren zu vertuschen und der Bevölkerung suggerieren, dass sie nur Gutes tun wollen. Sollte sich herausstellen, dass die Gentechnik doch eine Gefahr darstellt, ist es zu spät. Man kann es nicht, wie zum Beispiel Chemieschadstoffe, einsammeln und entsorgen.

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