Leserbriefe

Eine Chance verdient

Karsten Deuringer, Owen. Zum Artikel „Flüchtling nach Gambia abgeschoben“ vom 29. Mai.

Da verstehe noch einer die Politik in Deutschland.

Einerseits versucht die Politik dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Man plant Anreize zu schaffen für Rentner, die länger arbeiten wollen oder müssen, und es gibt eine beängstigende Zunahme der Rechtsbewegungen.

Und andererseits gibt es da den 21-jährigen Gambier, der einfach mal so abgeschoben wird. Was hat denn dieser Mensch falsch gemacht? Ganz klar – er kämpfte in seinem Heimatland gegen die religiöse Tradition der Beschneidung von Frauen und wurde dort deswegen verfolgt. Nach seiner Flucht nach Deutschland, auf der er eine wahre Odyssee erlebte, hat er sich aus eigener Initiative in Deutschland integriert. Er spricht Deutsch, besucht die Hauptschule, die er diesem Sommer abschließen wollte, und er wollte im Herbst eine Ausbildung zum Maurer machen. Und dann gibt ihm das Land, in dem er sich sicher fühlte, den Dolchstoß.

Also was hätte Mohammed S. besser machen sollen?

So paradox es klingen mag – er hätte sich nicht integrieren und einen Beruf erlernen sollen, sondern auf den Kosten vom Staat leben und vielleicht noch sicherer einen kriminellen oder politisch radikalen Weg einschlagen sollen. Denn diese Leute werden in Deutschland nicht abgeschoben, was zum Unmut vieler an der aktuellen Politik zweifeln lässt. Mit solch unglaublichen Aktionen liegt doch der Verdacht nahe, dass unsere Regierung den Rechtsruck in Deutschland nicht nur duldet, sondern sogar fördert. Warum muss man solche Menschen, die sich in Deutschland wohlfühlen, sich integrieren und arbeiten wollen, abschieben? Gebt diesen Menschen doch eine Chance, in Freiheit und Sicherheit leben zu können – sie haben es verdient.

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