Leserbriefe

Die Nürtinger haben die Sensibilität

Jürgen Maier, NT-Neckarhausen. Zum Leserbrief „Psychoterror im Wahlkampf“ vom 18. Oktober. Ist es nicht eine Ehre, wenn eine Person hoch gehandelt wird in einem Wahlkampf, in dem sie eigentlich selbst nur Beobachter sein wollte? Frau Claudia Grau gebührt diese Ehre, und trotz aller Szenarien, die positiv oder negativ durchgespielt werden, sind die Regeln in einer Wahl ganz klar. Niemand zwingt Frau Grau, die Wahl zur Oberbürgermeisterin anzunehmen, wenn sie denn die Mehrheit der Stimmen erringen sollte. Nein, das nicht, aber die Bürger von Nürtingen gehen davon aus, dass sie es auch tut, wenn sie dafür bestimmt wird. Zitat von Frau Grau in der Nürtinger Zeitung vom 13. Oktober: „Ich fühle mich der Stadt Nürtingen verpflichtet, bei einem Rückzug von OB Heirich meine Fachkompetenz auch als mögliche Oberbürgermeisterin zur Verfügung zu stellen.“ Ist es nicht ein unzureichendes Zeugnis für OB Heirich, dass eine Person hoch gehandelt wird, die nicht auf dem Wahlschein steht?

Die Bürger von Nürtingen geben sich nicht nur zufrieden mit dem Angebot der Wahlkandidaten für die Stichwahl am Sonntag. Wenn es keine qualifizierten Bewerber gibt, dann wählen wir halt den Amtsinhaber wieder. Nein, so nicht. Das ist nicht im Sinne der Demokratie und der Wahlfreiheit, und gerade deshalb gibt es diese tolle Möglichkeit im Wahlgesetz der OB-Wahl, dass eine Person zusätzlich auf dem Wahlzettel platziert werden kann. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass dies einmal bei uns eine fundamentale Bedeutung gewinnen könnte.

Und die Nürtinger Bürger haben schon vor der Demontage von Herrn Sebastian Kurz in beachtlicher Stimmenanzahl Frau Claudia Grau gewählt. Somit ist der Kontext zu Herrn Sebastian Kurz nicht gegeben. Ich finde es ungewöhnlich, wenn über das augenblickliche Befinden von Frau Claudia Grau von diversen Personen spekuliert wird: Psychoterror, Nötigung und was tun wir bloß der Frau an? Wenn jemand sich über das Befinden von Claudia Grau äußern darf, dann ist es nur sie selbst oder ihre Familie. Ich denke, wir Nürtinger Bürger haben schon die Sensibilität, um zu erkennen, ob die Person stark genug ist, um dieser Situation und der Herausforderung gerecht zu werden. Und ohne, dass ich je Frau Claudia Grau persönlich zu Gesicht bekommen habe, spüre ich, oh ja, sie ist es!

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