Leserbriefe

Deutschland als Bündnispartner

Christoph Traube, NT-Neckarhausen. Zum Artikel „Alles nicht so ernst gemeint?“ vom 3. April. Christoph Reisinger hat mit seinem Leitartikel völlig recht: Nirgends finden die Deutschen besser und billiger Sicherheit als in der NATO.

Es gibt aber noch mehr Argumente für das Nordatlantische Bündnis: Deutschland wurde mit der Gründung des Kaiserreichs 1871 zu einem großen und mächtigen Land in der Mitte Europas. Zur Größe kam schnell der wirtschaftliche Erfolg. Dies weckte bald die Besorgnis der Nachbarn. Würde Deutschland nicht bald Europa beherrschen? Im Zusammenhang mit der deutschen Einheit 1990 kam diese Sorge in England und Frankreich kurzfristig wieder auf.

Die Westintegration, das heißt die Einbindung Deutschlands in die NATO und später in die EU minderte diesen Eindruck. Deutschland war ein starker Partner. Das ist eher nichts Bedrohliches. Außerdem kann Deutschland in der NATO – neben den USA – höchstens die zweite Geige spielen. Wer nahm im Kalten Krieg schon wirklich wahr, dass die Bundeswehr die mit Abstand größte und bestbewaffnete Armee Westeuropas war?

Was passiert, wenn nun ausgerechnet das große und reiche Deutschland Versprechen nicht einhält, sich als unzuverlässig erweist? Dies muss fast zwangsläufig zu einer Krise der NATO führen, vielleicht sogar zu ihrem Scheitern. Wird Deutschland dann wieder der große, bedrohliche Nachbar, der von allen anderen misstrauisch beäugt wird? Gegen den man zusammenhalten muss, weil man ihm nicht trauen kann?

In den letzten Jahren konnte man viele Fehlentwicklungen beobachten. Ich befürchte aber, dass gerade unsere Unzuverlässigkeit und Sorglosigkeit in der NATO und die Vernachlässigung der Bundeswehr langfristig die schlimmsten Folgen haben können. Die Isolation Deutschlands und der Rückfall Europas in einen zerstrittenen Kontinent, wo jedes Land eifersüchtig auf seinen Vorteil schaut, gerne auf Kosten des Nachbarn.

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