Reinmar Wipper, Nürtingen. Zum Artikel „Unmut über Schulschließung: Eisenmann zeigt Verständnis“ vom 15. Dezember. Kein Weg geht vorbei an dieser belämmernden Einsicht: Ungefähr 15 Prozent der Bevölkerung widersetzen sich den Lockdown-Regeln, einige leugnen sogar das Covid-19-Virus. Das liest man aus gezielten Umfragen zur Querdenkerei und Rücksichtslosigkeit. Diesen Leuten verdankt man die harten Maßnahmen. Niemandem sonst.
Den Schulbetrieb Corona-fest zu machen, das haben die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung seit neun Monaten verschlafen. Sie reagieren nur und schwätzen. Man weiß seit Langem, wie es gehen könnte, wird aber von der Schulbürokratie nicht ernst genommen: Lernstoff entfrachten, Kulturtechniken in den Vordergrund, mehr üben und vertiefen, vieles wieder raus aus der Schule und Berufsausbildung und Studium überlassen, Präsenzunterricht auf drei Wochentage reduzieren, dazu zwei Tage Homeschooling, also Hausaufgaben mit Online-Betreuung, mehr gemeinschaftliche Projekte und AGs, und die Klassen halbieren. Und neu: Luftreiniger in jeden Raum.
Digitalisierung ist ein Fetisch, kein Heilmittel. Bücher gelten als gestrig. Lernanleitung geschieht nämlich im persönlichen Gespräch, mit Papier und Bleistift, mit „Chalk and Talk“, wie ein britischer Pädagoge einmal formulierte. Die Medien-Hörigkeit ist ein Irrweg. Man lernt nix am Bildschirm. Man lernt durch Hören, Beobachten, Schreiben, Sprechen, Anfassen, Spüren, Riechen und Bewegen. Vor allem durch stabilisierendes Wiederholen. Ein Manager der IBM sagte bei meiner ersten PC-Fortbildung im Jahre 1986: „Lehren Sie Ihren Schülern das Denken – den Rest, zur Ausbildung, lernen sie bei uns.“ Überspitzt, im Kern wohl richtig.
Trotzdem geht es munter weiter: Schule wird ins Wohnzimmer verlegt, Eltern zu Hilfslehrern und Tutoren gemacht, ohne Beamten-Gehalt, und Frau Eisenmann zeigt Verständnis für deren Unmut. Sie hat ja auch zu tun mit „Raus aus den Kartoffeln, rein in die Kartoffeln“ – atemlos durch die Nacht der Pandemie.
Leserbriefe | 18.09.2025 - 05:00
Kein Verständnis für Entscheidung
Renate Gmoser, Neckartailfingen. Zum Artikel „IG Metall darf Festhalle Aich nicht nutzen“ vom 12. September.
Als ehemalige Beschäftigte der IG Metall kann ich nur den Kopf schütteln. In den vielen Jahren meiner Gewerkschaftsarbeit ist es immer ...
Leserbriefe | 18.09.2025 - 05:00
Ja zum Pflichtjahr
Andreas Haussmann, NT-Oberensingen. Zum Artikel „Pflichtjahr für Rentner? Idee stößt auf Kritik“ vom 27. August.
Soziales Jahr für Rentner finde ich gut, das habe ich auch gemacht. Nach 50 Arbeitsjahren, 40 davon in Schichtarbeit, plante ich mein ...