Geschichten aus der Klinik
Ehrenamt: Medius-Klinik-Mitarbeiter Alexander Schmidt hilft als Notfallseelsorger, wenn der Schock tief sitzt
Hauptberuflich kümmert sich Alexander Schmidt um pünktliche Gehaltsabrechnungen für die Mitarbeitenden der Medius-Kliniken. Ehrenamtlich engagiert er sich in der Notfallnachsorge.
An den meisten Tagen sorgt Alexander Schmidt (52), Leiter der Gehaltsabrechnung in der Personalabteilung der Medius- Kliniken, dafür, dass über 3600 Mitarbeitende ihr Gehalt korrekt und pünktlich erhalten. Eine verantwortungsvolle Aufgabe, die Genauigkeit, Struktur und Verlässlichkeit verlangt.
Doch wenn der Bürotag endet, beginnt oft ein ganz anderer Einsatz – einer, der ihn zu Menschen führt, die gerade den Boden unter den Füßen verloren haben. Seit vielen Jahren engagiert sich Alexander Schmidt ehrenamtlich beim Deutschen Roten Kreuz. Früher fuhr er im Rettungswagen mit, heute gehört er zur Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) im Landkreis Göppingen – auch Notfallnachsorge genannt. Seine Motivation: „Ich habe oft erlebt, wie schwer es ist, Menschen nach einem Notfall einfach zurückzulassen – vor allem, wenn jemand verstorben war. Ich wollte bei den Menschen bleiben, helfen, begleiten.“ 2019 ließ er sich zum Notfallseelsorger ausbilden – auf Initiative kirchlicher Träger, die gemeinsam mit dem DRK ein tragfähiges Netzwerk aufgebaut haben. Ziel ist, für Menschen da zu sein, die durch plötzliche Not- oder Unglücksfälle aus dem Leben gerissen werden.
Gute Geister für die ersten Stunden
Wenn Eltern nach dem plötzlichen Tod ihres Kindes wie gelähmt sind, ein Partner verstirbt oder die Polizei nach einem Unfall eine Todesnachricht überbringen muss, sind die Notfallnachsorgekräfte zur Stelle – auch bei Großeinsätzen mit vielen Betroffenen. Rund 80 Prozent der Einsätze betreffen häusliche Todesfälle. In vielen Fällen begleiten PSNV-Teams die Polizei beim Überbringen von Todesnachrichten. Dann alarmiert die Leitstelle die ehrenamtlichen PSNV-Koordinatoren, und die Einsatzkräfte machen sich auf den Weg. „Wir bleiben bei den Menschen, schweigen mit ihnen, halten gemeinsam aus und helfen, wieder ins Handeln zu kommen. In den zwei bis sechs Stunden vor Ort versuchen wir, Halt zu geben und erste Schritte zu begleiten.“
Immer sind die Kräfte zu zweit unterwegs – so können sie sich um die Betroffenen kümmern und Organisatorisches regeln. Gleichzeitig behalten sie sich gegenseitig im Blick, um sich nicht zu überlasten. Wichtig ist auch das gut vernetzte System an weiterführenden Hilfen – etwa Bestattungsunternehmen oder psychologische Fachstellen. „Wir bleiben, bis die Menschen wieder handlungsfähig sind – und vermitteln weiter, wenn weitere Unterstützung nötig ist.“
Zuhören und gemeinsam aushalten – auch in Katastrophen
Besonders prägend war für Alexander Schmidt der Einsatz nach der Flutkatastrophe im Ahrtal im Sommer 2021 – nur wenige Wochen nach seinem Start bei den Medius-Kliniken. Eine Woche lang begleitete er Menschen, deren Existenz plötzlich weggespült worden war. „Bei solchen Einsätzen geht es vor allem ums Zuhören und gemeinsame Aushalten. Es war sehr erfüllend zu sehen, wie viel man mit bescheidenen Mitteln – durch Dasein und Zuhören – bewirken kann. Dieser Einsatz hat mich geerdet und mir gezeigt, wie klein unsere alltäglichen Probleme oft sind.“ In solchen Lagen unterstützt die PSNV auch Einsatzkräfte – etwa junge Bundeswehrsoldaten, die mit belastenden Aufgaben konfrontiert sind. „Wir begleiten sie mit Gesprächen oder kleinen Ritualen und helfen, neue Kraft zu schöpfen.“
Ehrenamt als Ausgleich und Kraftquelle
„Die Arbeit als Notfallseelsorger ist für mich der perfekte Ausgleich zum Büroalltag. Ich darf emotional sein, zuhören, mit Herz entscheiden. Das schärft meinen Blick – ich erkenne Bedürfnisse schneller, reagiere empathischer. Und ich weiß: In den Medius-Kliniken läuft alles so zuverlässig, dass ich den Rücken freihabe. Wenn ich nachts im Einsatz war, kann ich morgens auch mal später kommen – und es funktioniert trotzdem alles.“
Die Welt ein Stück besser machen
Die Zahl der PSNV-Einsätze ist in den letzten Jahren gestiegen – auch, weil das System heute professioneller ist und Notfallnachsorge-Teams selbstverständlich von Polizei und Rettungsdiensten angefordert werden. Für die Zukunft wünscht sich Alexander Schmidt, dass weiterhin Menschen bereit sind, sich dieser Aufgabe zu stellen. „Ich bin überzeugt: Jeder Mensch ist gefordert, die Welt ein Stück besser zu machen. Für mich ist die Notfallnachsorge eines der schönsten Ehrenämter. Es kommt unglaublich viel zurück – das ist sehr erfüllend.“
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