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Wenn die Darmwand gereizt ist: Das rät Medius-Klinik-Chefarzt Klump

Medius-Klinik-Chefarzt Professor Bodo Klump erklärt im Interview die Krankheit Divertikulitis und worauf Betroffene achten sollten.

Viele Menschen entwickeln im Laufe ihres Lebens kleine Ausstülpungen im Darm – sogenannte Divertikel. Bleiben diese unbemerkt, ist das oft harmlos. Entzünden sie sich jedoch, entsteht eine Divertikulitis – eine Erkrankung, die Schmerzen verursacht und ernst genommen werden sollte. Professor Bodo Klump, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie, Tumor- und Palliativmedizin an den Medius-Kliniken in Nürtingen und Ostfildern-Ruit, erklärt, worauf Betroffene achten sollten.

Herr Professor Klump, was sind eigentlich Divertikel?

Divertikel sind kleine Ausstülpungen der Darmschleimhaut, meist im linken unteren Dickdarm, also im sogenannten Sigmabereich. Bei entsprechender Veranlagung entstehen sie, wenn die Darmwand über die Jahre an Elastizität verliert und sich durch Druck von innen nach außen wölbt. Die meisten Divertikel bleiben lebenslang unauffällig.

Wann werden Divertikel zum Problem?

Problematisch wird es, wenn sich diese Ausstülpungen entzünden – dann sprechen wir von einer Divertikulitis. Die Betroffenen spüren oft plötzliche, starke Schmerzen im linken Unterbauch, manchmal begleitet von Fieber, Verdauungsproblemen oder einem allgemeinen Krankheitsgefühl. In schweren Fällen kann es sogar zu Abszessen oder einem Darmdurchbruch kommen – dann ist eine schnelle Behandlung nötig.

Wie stellen Sie die Diagnose?

Die wichtigste Methode ist die klinische Untersuchung kombiniert mit einer Ultraschall- oder CT-Diagnostik. Damit erkennen wir, ob eine Entzündung vorliegt und ob Komplikationen wie Eiteransammlungen bestehen. In der akuten Phase führen wir keine Darmspiegelung durch – die kommt erst später zur Kontrolle zum Einsatz.

Wie sieht die Therapie aus?

Leichtere Entzündungen können ambulant mit Diät und osmotisch wirkenden Medikamenten, die den Stuhl weich machen, behandelt werden. In schwereren Fällen ist eine stationäre Behandlung nötig – mit Antibiotikatherapie, Schonkost und Beobachtung. Bei Komplikationen oder wiederholten Schüben kann ein operativer Eingriff notwendig sein. Wichtig ist aber: Die meisten Patienten erholen sich vollständig.

Können Betroffene etwas zur Vorbeugung tun?

Absolut. Die beste Vorbeugung ist eine ballaststoffreiche Ernährung, also viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukte – das hält den Stuhl weich und entlastet den Darm. Auch regelmäßige Bewegung, ausreichendes Trinken und ein normales Gewicht helfen, Divertikeln und deren Entzündung vorzubeugen. Wer weiß, dass er Divertikel hat, sollte besonders achtsam mit seiner Ernährung umgehen.

Ihr Rat an Patienten?

Wer immer wieder Unterbauchschmerzen, Stuhlveränderungen oder Fieber hat, sollte das ärztlich abklären lassen. Eine rechtzeitig erkannte Divertikulitis lässt sich gut behandeln – und durch bewusste Lebensweise kann man sehr viel selbst tun, um einem erneuten Schub vorzubeugen.

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