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Was hilft bei schwachem Beckenboden und Inkontinenz? Das raten die Medius-Kliniken

Die Experten vom interdisziplinären Kontinenz- und Beckenbodenzentrum an der Medius-Klinik Ostfildern-Ruit erklären, warum es wichtig ist, sich bei Harn- und Stuhlinkontinenz frühzeitig zu informieren und Therapien einzuleiten.

Schätzungsweise zehn Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Harn- oder Stuhlinkontinenz – doch nur wenige sprechen darüber. Mehr als die Hälfte der Betroffenen sucht nicht einmal ärztlichen Rat. Das ist fatal, denn unbehandelt können sich die Beschwerden verschlimmern – mit tiefgreifenden Folgen für Alltag, Partnerschaft, Psyche und soziales Leben.

Inkontinenz betrifft viele – nicht nur im Alter

Harninkontinenz betrifft viele Frauen, insbesondere nach den Wechseljahren. Aber auch Männer – etwa nach Prostataoperationen – sowie junge Menschen können betroffen sein. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von einer Schwächung des Beckenbodens über neurologische Erkrankungen bis hin zu Entzündungen oder Verletzungen.

Obwohl den meisten Betroffenen mit modernen Behandlungsmethoden gut geholfen werden kann, scheuen sich viele aus Scham, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Die wichtigsten Formen sind:

• Belastungsinkontinenz: Harnverlust bei körperlicher Belastung wie Husten, Lachen oder Springen.

• Dranginkontinenz: Plötzlicher, unkontrollierbarer Harndrang, häufig verbunden mit einer überaktiven Blase.

• Mischinkontinenz: Eine Kombination beider Formen.

Unbehandelt kann Inkontinenz die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Dennoch vergeht häufig viel Zeit, bevor Betroffene medizinische Unterstützung suchen. Gerade deshalb ist Aufklärung so wichtig – denn oft lassen sich die Beschwerden durch gezielte Maßnahmen deutlich verbessern.

Der Beckenboden – das zentrale Stützsystem

Der Beckenboden spannt sich wie ein Tuch zwischen den Beckenknochen sowie dem Schambein und den Sitzbeinhöckern auf. Er hält Gebärmutter, Blase und weitere Organe des Unterleibs an ihrem Platz.

Schwangerschaft und Geburt, starkes Übergewicht oder jahrelange körperliche Schwerarbeit können Muskulatur und Bindegewebe des Beckenbodens schwächen. Auch die Wechseljahre mit dem sinkenden Östrogenspiegel, Rauchen, chronischer Husten oder eine genetische Veranlagung können die Belastbarkeit des Beckenbodens mindern.

Behandlung: Von Training bis Operation

Der erste Schritt zur Behandlung ist eine gründliche medizinische Abklärung, um ein individuell passendes Therapiekonzept zu entwickeln. Fachübergreifende Behandlungsansätze, wie sie in spezialisierten Kontinenzzentren angeboten werden, ermöglichen eine individuell abgestimmte Versorgung.

An der Medius-Klinik Ostfildern-Ruit bilden die Kliniken für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Urologie sowie Allgemeinchirurgie gemeinsam mit der Physiotherapie ein interdisziplinäres Kontinenz- und Beckenbodenzentrum.

Im Mittelpunkt der Therapie steht meist die Stärkung des Beckenbodens. Durch gezielte Übungen – häufig unter Anleitung speziell geschulter Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten – kann die Muskulatur effektiv gekräftigt werden. In manchen Fällen unterstützen zusätzlich Medikamente die Behandlung.

Wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen, kommen operative Verfahren in Betracht – von minimal-invasiven Eingriffen bis zur Implantation unterstützender Bänder oder Netze. Entscheidend ist eine präzise Diagnostik, um die passende Therapieform auszuwählen.

Aufklärung als Schlüssel: Die Welt-Kontinenzwoche

Die jährlich Ende Juni stattfindende Welt-Kontinenz-Woche der Deutschen Kontinenz Gesellschaft will das Bewusstsein für Inkontinenz schärfen und Betroffene ermutigen, sich frühzeitig Hilfe zu suchen. Medizinische Einrichtungen und Fachgesellschaften informieren in dieser Zeit über Ursachen, Prävention und moderne Therapieoptionen.

Frühzeitig handeln – Lebensqualität erhalten

Ob Jung oder Alt: Inkontinenz ist kein Schicksal, das hingenommen werden muss. Eine frühzeitige ärztliche Beratung und ein offenes Gespräch über Beschwerden sind entscheidend, um geeignete Behandlungsmöglichkeiten zu finden – und die Lebensqualität nachhaltig zu verbessern.

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