Landkreis Esslingen
Polizei geht gegen Gruppe im Rockermilieu vor – SEK-Einsatz auch in Köngen
In mehreren Teilen der Region, so auch im Kreis Esslingen, durchsuchten Spezialeinsatzkräfte der Polizei am Dienstag Wohn- und Geschäftshäuser mutmaßlich krimineller Rocker. Unter anderem gerieten Verdächtige aus Leinfelden-Echterdingen, Esslingen und Köngen ins Visier der Ermittler.
LANDKREIS ESSLINGEN. Die Polizei ist am Dienstag (30. September) in einer konzertierten Aktion gegen Mitglieder der Rocker-Gruppierung Gremium MC Nomads Bosporus Türkiye vorgegangen. Wie die Staatsanwaltschaften Stuttgart und Tübingen sowie das Polizeipräsidium Ludwigsburg gemeinsam erklärten, durchsuchten Einsatzkräfte um 6 Uhr in der Früh zeitgleich Wohn- und Geschäftsräume von 21 Personen in Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz. Wie ein Polizeisprecher am Mittwoch präzisierte, durchsuchten die Beamten im Landkreis Esslingen Personen und Objekte in Leinfelden-Echterdingen, Esslingen und Köngen. Der Schwerpunkt habe indes im Kreis Böblingen gelegen.
Bei dem Einsatz sei auch das Spezialeinsatzkommando der Polizei (SEK) und weitere Spezialkräfte zum Einsatz gekommen, geht aus der Mitteilung weiter hervor. Hintergrund seien Ermittlungen der Kriminalpolizei des Ludwigsburger Polizeipräsidiums und der beiden Staatsanwaltschaften, die sich gegen Angehörige der Rocker-Gruppierung richten.
„Oberflächlich betrachtet war für Außenstehende zuletzt vermeintlich wenig Aktivität der Angehörigen des Gremium MC Nomads Bosporus Türkiye erkennbar“, wird der zuständige Einsatzleiter, Kriminaloberrat Michael Weiß, zitiert. Doch der Schein trüge. Tatsächlich sei die Gruppe seit Längerem im Fokus der Ermittler: „Wir sprechen hier unter anderem von verschiedenen Körperverletzungsdelikten sowie weiteren Straftaten, die mitunter auch innerhalb der Gruppierung begangen wurden und daher wenig Außenwirkung hatten. Dennoch sind es Straftaten, die wir konsequent und vollumfänglich aufklären und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen werden.“
Verdacht auf Verstöße gegen das Drogen- und Waffengesetz
Ein weiterer Grund für das Eingreifen der Polizei sind der Mitteilung zufolge die Auftritte der Rocker-Gruppierung im Internet und den sozialen Medien. Dort würden immer wieder Bilder und Videos gezeigt, auf denen Rocker offen das verbotene Abzeichen des Gremium MC zur Schau stellten und sich selbst in der Öffentlichkeit mit Schusswaffen präsentierten. „Derartige Machtdemonstrationen dulden wir nicht. Es geht hier nicht um Kleinigkeiten: Wer das sogenannte Kuttenverbot missachtet und gegen das Waffengesetz verstößt, setzt sich über geltendes Recht hinweg und begeht Straftaten“, so Thomas Wild, Leiter des Polizeipräsidiums Ludwigsburg. Die Polizei werde den Versuch der Rocker, sich selbst rechtsfreie Räume zu schaffen, entschlossen unterbinden.
Die vorläufige Bilanz der Durchsuchungen: Die Polizei habe eine Vielzahl an Kleidungsstücken („Kutten“) mit dem verbotenen Abzeichen des MC Gremium beschlagnahmt, die in der Vergangenheit immer wieder in der Öffentlichkeit getragen worden seien. Darüber hinaus seien Waffen, Medikamente sowie Drogen in nicht geringer Menge gefunden und beschlagnahmt worden. Bei einem 44 Jahre alten Tatverdächtigen seien neben Drogen auch eine mutmaßlich scharfe Schusswaffe sichergestellt worden. Der 44-Jährige sei daher auf Antrag der Staatsanwaltschaft Stuttgart einem Haftrichter vorgeführt worden.
Mehr als 400 Einsatzkräfte ausgerückt
Dem Polizeieinsatz ist eine monatelange Planung vorausgegangen, heißt es weiter. Über 400 Polizeibeamte seien am Dienstagvormittag bis gegen 12 Uhr im Einsatz gewesen, darunter Kräfte der Polizeipräsidien Ludwigsburg, Konstanz, Stuttgart, Aalen, Reutlingen, Ulm, Pforzheim und Offenburg sowie der Polizeien aus Bayern und Rheinland-Pfalz. Das Polizeipräsidium Einsatz unterstützte wohl mit über 200 Einsatzkräften des Spezialeinsatzkommandos (SEK) sowie der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten (BFE).