Herbert Schölch-Heimgärtner, Neuffen. Zum Artikel „Werbeverbot für Brezel? CDU attackiert Özdemir“ vom 15. August.
„Cem Özdemir behauptet, Kinder vor Junkfood schützen zu wollen – und meint damit Maultaschen und Brezeln“, wettert Manuel Hagel, der CDU-Fraktionschef im baden-württembergischen Landtag. Wer Lebenserfahrung hat, weiß, dass die eigentlich schmutzigen Absichten in der schmutzigen Fantasie der Betrachter entstehen. Was Hagel unterstellt, ist frei erfunden. Und dabei mit wenig Intelligenz: Wann und wo hat er denn an Kinder gerichtete Werbung für Brezeln oder Maultaschen gesehen?
Jeder weiß, was mit Özdemirs Vorhaben gemeint ist – die CDU aber will es nicht wissen, weil sie auf der Seite derer steht, die für den Massenkonsum von für Kinder entwickelten Süßigkeiten sorgen, weil sich damit auf Kosten der Gesundheit prächtige Gewinne machen lassen.
Sich damit werbend an Kinder zu richten, ist doppelt unanständig.
Dass sich die Union mittlerweile offenbar der gleichen oder gleich ausgerichteten Fake-News-Agenturen wie die AfD bedient, die gleichen Methoden anwendet und die gleichen Gegner hat, sollte zudem besorgt machen. Lügenpropaganda und fast ausschließliche Ausrichtung an Gegnern und (verzerrten) Feindbildern sind das Markenzeichen des Rechtspopulismus. Bei gähnender eigener Inhaltsleere gegen andere stänkern und hetzen, das Profil an luftleeren Reifen zurechtschnitzen – das bedient und stärkt den Unverstand und damit den rechten Rand. Dass die, die sich aus gleichen Töpfen bedienen, nicht Brüder im Geist seien, ist schwer zu glauben, eine Brandmauer aus geduldigem Papier weckt da wenig Vertrauen. Wer glaubt noch an Zufall oder Versehen, wenn das „Zukunftsprogramm“ der Union ausgerechnet „Agenda für Deutschland“ (AfD) heißt? Doch sei eine grundsätzliche Kritik an Özdemirs Vorhaben noch angemerkt: ein besorgter Familienvater meint, dass Werbung, die sich an Kinder richtet, eher insgesamt als sittenwidrig zu sehen sei. Dem stimme ich als besorgter Großvater zu.