Oberboihingen
Kommentar: Warum unbedingt dieser Name?
Ein Wettbewerb für den neuen Aussichtsturm in Oberboihingen hätte sicher ein schönes Ergebnis gegeben, meint Redakteurin Sylvia Gierlichs.
OBERBOIHINGEN. Der Oberboihinger Rundweg bewegt die Gemüter. Im Ort und natürlich auch im Gemeinderat. Geht es um die Neugestaltung inklusive des Turms sind von „toll“ bis „unnötig“ alle Meinungen vertreten. Nun ging es am Mittwoch im Gemeinderat darum, wie der Turm heißen soll. Da war es erstaunlich, dass es nur einen Vorschlag gab. Das Gremium hatte also nur die Wahl, sich für den Namen „Mörike-Aussichtsturm“ zu entscheiden, oder dagegen. Prompt gab es seitens der Räte Gegenwind. Die wenigsten konnten sich mit dem Namen des dichtenden Pfarrers anfreunden.
Mörikes Aufenthalt in Oberboihingen war kurz. Fünf Tage nur weilte er in der Gemeinde. Man kann ihm also keine tiefere Verbundenheit mit dem Ort unterstellen. Außer in Oberboihingen war Mörike übrigens auch noch in Nürtingen, Köngen und vielen weiteren Orten – elf waren es insgesamt, die der ewig klagende Pfarrvikar in acht Jahren verschliss. Zog Mörike weiter, atmete so manche Gemeinde tief durch. Der Mann war ein Grummel, der sich in Briefen an Freunde und Familie in weinerlichem Selbstmitleid erging.
Warum, fragt man sich, fiel also beim Aussichtsturm die Wahl auf Mörike? Warum wurde für den Turm nicht ein Namenswettbewerb ausgerufen, an dem sich alle Oberboihinger hätten beteiligen können? Das wäre eine Gaudi gewesen und der Name, der aus dem Wettbewerb hervorgegangen wäre, hätte auf jeden Fall eine große Akzeptanz in der Bürgerschaft gehabt. Als Zuhörer wurde man jedoch das Gefühl nicht los, der bereits ausgewählte Name sollte am Mittwochabend auf jeden Fall durchgesetzt werden. Denkbar knapp fiel das Votum der Gemeinderäte aus. Für Mörike. Weil sich etliche Räte leider lediglich der Stimme enthielten, statt sich klar zu äußern. Schade, schade.