Beuren

Teils schräger Humor begeistert Beuren

Kabarettist Stephan Bauer sorgte in der ausverkauften Beurener Kelter beim Festival der Hoffnung für ein knapp zweistündiges, selbstironisches und schonungslos treffsicheres Unterhaltungsprogramm.

Stephan Bauer brachte Beuren zum Lachen. Foto: Rudi Fritz

BEUREN. Der Nikolaus war zwar am Abend des Nikolaustages nicht in der ausverkauften Beurener Kelter präsent, dafür packte jedoch der Kabarettist Stephan Bauer jede Menge provokante Themen, wie die unterschiedliche Gedankenwelt von Männern und Frauen, und die Familienharmonie an Weihnachten, aus dem Sack. Die zweite Veranstaltung der diesjährigen Reihe des Festivals der Hoffnung unserer Zeitung sorgte bei den 230 Besuchern für teilweise schräge Unterhaltung, die bei einem Großteil des Publikums kräftig die Lachmuskeln strapazierte.

Für den organisatorischen Rahmen des Abends waren die Mitarbeiter des AK Leben Nürtingen-Kircheim verantwortlich, für die finanzielle Unterstützung fungieren seit vielen Jahren die Rechtsanwälte Mitsdörffer-Müller. Der TV-bekannte Preisträger des Baden-Württembergischen Kleinkunstpreises 2025, Stephan Bauer, polarisierte und provozierte mit seinem Programm „Weihnachten fällt aus! Josef gesteht alles“ die genetisch bedingte unterschiedliche Denkweise der weiblichen und männlichen Zuschauer. Im Mittelpunkt von Bauers 90-minütigem Soloauftritt standen das Christuskind, streitende Familien, und von der Suche nach Weihnachtsgeschenken gestresste Menschen.

Ein Wellensittich-Adventskalender für die Katze

„Es ist arschkalt und dunkel draußen, und ich habe noch kein Weihnachtsgeschenk. Außerdem hat mich meine Frau verlassen“, eröffnete Stephan Bauer sein Programm. Eigentlich solle Weihnachten das Fest der Liebe sein. Für ihn sei Weihnachten ohne Streit, aber wie ein Arsch ohne Kissen. Religiöses Brauchtum sei leider seit vielen Jahren aus dem Alltag verschwunden. So habe seine Nachbarin 24 Wellensittiche für einen Adventskalender für ihre Katze gekauft.

Das Thema „Geburt Jesus“ ist für den im schwäbischen Dußlingen aufgewachsenen Kabarettisten ein ganz heißes Eisen. Josef sei Vater geworden, ohne je mit Maria geschlafen zu haben. „Als die heiligen drei Könige an der Krippe standen, konnte sich Josef nur sicher sein, dass der schwarze Balthasar nicht der Vater ist“, analysierte der 57-jährige Comedian.

„Der Stephan Bauer muss sehr bibelfest sein“, war Beurens Bürgermeister Daniel Gluiber vom Auftritt Bauers angetan. Dieser blickte aufs letzte Weihnachtsfest zurück. Seine Mutter erwarte zu Weihnachten immer persönliche Geschenke, und habe sich selbstgemachte Marmelade von ihm gewünscht. Es sei für ihn eine unheimlich aufwendige Arbeit gewesen, dafür den Inhalt aus 50 Berlinern herauszudrücken.

Seine Mutter unterdrücke auch seinen Vater. Auf die Frage ans Publikum, wer zuhause das Sagen habe, gingen nur zögerlich einige wenige Männerhände nach oben. Belastende Erinnerungen an Spieleabende seiner Kindheit über die Weihnachtstage verfolgen Stephan Bauer bis heute. Beim Monopoly sei er kein einziges Mal über Los gekommen, dafür gefühlt hundertmal ins Gefängnis.

Das ältere Publikum kennt die Sprüche noch

Das Fernsehwerbeprogramm sei früher viel origineller gewesen. Auf Bauers Aussage „Waschmaschinen leben länger“ antworteten die Zuhörer spontan „mit Calgon“. „Ich liebe es vor älterem Publikum aufzutreten“, bemerkte daraufhin Bauer, der sein illustres Programm mit den Schwierigkeiten der Vergabe eines neuen Passwortes, bei der Bestellung einer Jacke im Internet, beendete.

Die Besucher verabschiedeten den Künstler nach knapp zwei Stunden Pointen Schlag auf Schlag, mit vielen Lachsalven, mit dankbarem Beifall. „An dem Mann ist ein Pastor verloren gegangen. Das Programm war, trotz Tiefgang, sympathisch und unterhaltsam“, fühlte sich die Kirchheimerin Lena Mitsdörffer glänzend unterhalten. „Manchmal grenzwertig, aber mit Charme vorgetragen“, urteilte die Nürtingerin Hilde Birkmaier. „Hatte heute großen Spaß. Ich mag den Wortwitz, den Stephan Bauer zelebriert hat“, zeigte sich die bereits viele Comedian-Auftritte erlebende Eva Rapp aus Neuffen auch von der tollen Stimmung in der Beurener Kelter angetan.

Garantiert besinnlicher wird es bei der nächsten Veranstaltung des „Festival der Hoffnung“, wenn am Sonntag, 21. Dezember, um 18 Uhr das Elaia-Quartett in der Nürtinger Kreuzkirche auftritt.

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