Licht der Hoffnung
Ein großer Chor im Zeichen des Lichts
Licht der Hoffnung: Rainer Arnolds Mitsing-Abend war eine tolle Zugabe für unsere Aktion – 2000 Euro ersungen
Früher war es fast alltäglich: Man setzte sich abends in froher Runde zusammen und stimmte unter der Dorflinde oder im Wirtshaus das eine oder andere Liedchen an. Heute genießt das schon den Rang der Exotik. Obwohl es heute genauso viel Freude bereiten und Spaß machen kann wie damals. Das spürte man vorgestern beim Mitsing-Abend im Schlachthof deutlich.
NÜRTINGEN. Den Anstoß dazu gegeben hatte Rainer Arnold: Der Wolfschlugener ist ja nicht nur Bundestagsabgeordneter, sondern auch passionierter Musiker, der mit den Butterflies schon viele Partygänger (nicht nur) auf den Fildern begeistert hat.
Auch wenn nun nicht mehr die Gemeindehallen zwischen Alb und Fildern seine Bühne sind, sondern der Deutsche Bundestag – die Ohrwürmer von damals hat er nach wie vor drauf. Und natürlich auch politisch zumindest angehauchte Songs plus die guten alten Fahrtenlieder vom Lagerfeuer.
Da auch das Voting unserer Leser im Internet eine ebenso erstaunliche wie erfreuliche musikalische Bandbreite ergeben hatte (siehe dazu die Hitparade links oben), waren die Voraussetzungen für einen unterhaltsamen Abend also nachgerade optimal.
Blieb nur noch die bange Frage: Wie kommt ein Konzept, das in Nord- und Mitteldeutschland geradezu zum Kult avanciert ist, bei den Schwaben an? Der Vorverkauf bot ja nicht gerade Anlass zur Euphorie – doch als die Türen zum Saal des Schlachthofbräus geöffnet wurden, war alle Angst verflogen: Es herrschte ein regelrechter Ansturm, die Stühle reichten nicht aus, viele saßen auf den Tisch oder standen – und sangen vom ersten Lied (der Freiheits-Hymne „Die Gedanken sind frei“) an begeistert mit.
Eine Anlauf-Phase brauchte niemand – weder die oben auf der Mini-Bühne noch die drunten auf dem Parkett. Da war „Mit 66 Jahren“ der passende Song zum (überwiegend) passenden Alter, und bei vielen Liedern brauchten die meisten die von Arnolds Mitarbeiter Jan Münster an die Wand projizierten Texte gar nicht. Man kam auch so zurecht – sei es bei „This land is your land“ (in Zeiten eines Donald Trump vermutlich so aktuell wie vor Jahrzehnten), „We shall overcome“ (in dem sich die Zukunft der Friedensbewegten widerspiegelte) oder „Heute hier, morgen dort“, das es erstaunlicherweise gleich unter die „Top Five“ geschafft hatte und in dem man manches aus dem eigenen Leben wiederzuentdecken vermochte.
Auch die Mitstreiter von Rainer Arnold schlugen sich in diesen zweieinhalb Stunden prächtig: Ulrike Marling, die Sängerin der Big Band Harthausen, fühlte sich toll in „Amazing Grace“, „Hallelujah“ oder „Sag mir, wo die Blumen sind“ ein, und Horia Ioan brillierte am Keyboard. – Am Ende waren sich alle einig: Die Zeit verging viel zu schnell, und man hätte noch lange weitermachen können. Und der Ruf nach einer Wiederholung war unüberhörbar.
Und nicht nur emotional war der Abend ein Gewinn: Da das gesamte Eintrittsgeld an „Licht der Hoffnung“ ging, wurden sage und schreibe 2000 Euro ersungen. Allen, die dazu beigetragen haben, sagen wir von Herzen Dank.
Info
1. Take me home country roads (John Denver/48,6 Prozent)
2. Morning has broken (Cat Stevens/40,7).
3. Hallelujah (Leonhard Cohen/32,9).
4. Heute hier, morgen dort (Hannes Wader/31,4).
5. Über den Wolken (Reinhard Mey/30,7).
6. This land is your land (Trini Lopez/30).
7. Tage wie diese (Tote Hosen/28,6)
8. Sag mir, wo die Blumen sind (Marlene Dietrich/27,9)
9. Yesterday (Beatles/27,1) und We shall overcome (Pete Seeger/27,1).
11. Gute Nacht, Freunde (Reinhard Mey (25,7).
12. Griechischer Wein (Udo Jürgens/25).
13. Über sieben Brücken musst Du gehn (Karat/Peter Maffay/24,3).
14. Blowin in the wind (Bob Dylan/23,6) und Hey Jude (Beatles/23,6).
16. Streets of London (Ralph McTell/22.9), Ring of Fire (Johnny Cash/22,9),
Lemon Tree (Fools Garden/22,9) und Die Gedanken sind frei (Volkslied (22,9).
20. Let it be (Beatles/22,1) und Ich war noch niemals in New York (Udo Jürgens/22,1).
22. Oh happy day (Edwin Hawkins Singers/21,4).
23. Nehmt Abschied, Brüder (Volkslied/20,7) und Amazing Grace (Spritual/20,7).
25. Summer of 69 (Brian Adams/20), Que sera (Doris Day/20) und
Marmor, Stein und Eisen bricht (Drafi Deutscher/20).
28. Geboren, um zu leben (Unheilig/19,3).
29. Mit 66 Jahren (Udo Jürgens/18,6).
30. The Rose (Bette Midler/17,9), Mein kleiner grüner Kaktus (Comedian Harmonists/17,9),
Sweet Caroline (Neil Diamond/17,9) und Fernando (Abba/17,9).