Licht der Hoffnung

„Die besten Gents, die es je gab“

Licht der Hoffnung: Die Kult-Band ließ es beim Comeback für unsere Aktion im Schlachthofbräu mal wieder richtig krachen

Auf und vor der Bühne ging es gewaltig ab: Bei der Kult-Party mit den Gents brach im Saal des Schlachthofbräu wieder ein Vulkan der Lebensfreude aus. jg

Was für ein Start ins „goldene Jahr“ der Gents. Vor 50 Jahren hatten Wolfgang Arnold, Günter Decker und ihre Freunde mit dem Proben angefangen – und auch ein halbes Jahrhundert später haben sie von ihrer Freude und ihrer Lust auf Rock nicht das Geringste verloren. Deshalb brachten sie am Sonntag bei der Party im Schlachthof den Saal genauso zum Kochen wie damals.

NÜRTINGEN. Für die Fans der Gents ging mit dem Konzert für „Licht der Hoffnung“ eine (allzu) lange Durststrecke vorüber. Am Vorabend von Dreikönig 2013 hatte die Kult-Band passen müssen. Aber das entpuppte sich nicht als das von vielen befürchtete Aus, sondern nur als eine Pause, um frische Kraft zu tanken.

In der neuen Besetzung landeten die Gents einen Überraschungscoup: Viele hätten sich nicht vorstellen können, dass die neue Formation so gut miteinander harmoniert. Aber alle miteinander liefen zur Hochform auf. Und Gerhard Glock, einer der Gründungsmitglieder, sprach sicher nicht aus dem hohlen Bauch heraus, als er die Truppe als „die besten Gents, die es je gab“, bejubelte.

Und der „Ringo“ (unter diesem Namen ist der Berufsschullehrer aus Bonn auch heute noch in Nürtingen bekannt) hatte erkennbar großen Spaß, mal wieder in seiner Heimatstadt mit den alten Kumpels gemeinsam auf der Bühne zu stehen und die großen Hits der Jugend zu singen. Wahrlich eine perfekt gelungene Überraschung!

Grandios in die Rolle des aktuellen Sängers hineingewachsen ist Hubert („Hubi“) Melcher, der gleich einen ganzen Großbettlinger Fanclub mitgebracht hatte. Auch als der jüngste im Bunde hatte er die Ohrwürmer aus der goldenen Ära des Beat super „drauf“, obwohl die meisten davon in seiner Jugend auch schon Oldies gewesen sein dürften. Aber er steigerte sich von Song zu Song und traf haargenau die Atmosphäre der Titel, die für viele im Publikum Teil des eigenen Lebens geworden waren.

Einfach grandios war auch, was Harald („Harry“) Seeger mit seiner Gitarre anstellte. Seine Soli waren Gustostückerl für alle Fans, zusätzliche Glanzlichter in einem an Höhepunkten schon reichen Konzert. Und zuweilen schien es, als toppe er mit seiner Interpretation sogar das Original. Vor allem dann, wenn es drauf ankam, Dampf zu machen und hohes Tempo zu gehen.

Ein Konzert als Beweis: Echte Jugend kennt kein Alter

Waldemar („Waldi“) Janicki lebte zur Gründungszeit der Gents noch in Polen und kann daher mit der Ur-Besetzung der Gents gar nichts zu tun haben. Aber dennoch trumpft er am Schlagzeug so auf, als gehöre er schon seit eh und je dazu, und ist von der Kult-Band nicht mehr wegzudenken, sondern schon längst ein unverzichtbarer Teil von ihr. Wie er „Here comes my Baby“, den großen Hit der Tremeloes regelrecht zelebriert und bei seinem nicht enden wollenden Solo alles gab und gar nicht mehr aufhören wollte – das war wahrlich atemberaubend. Hut ab!

Chapeau auch für Günter Decker und Wolfgang Arnold, die deren Ausdruck „Urgesteine“ nicht so gern hören. Sagen wir daher lieber: Goldstücke. Es ist einfach fantastisch, wie im „Ginne“ und im „Bongo“ noch dasselbe Feuer brennt wie vor 50 Jahren, wie sie diese großen und kleineren Hits nicht nur mit Keyboard und Bass spielen, sondern sie regelrecht leben. Wenn man die beiden erlebt, dann könnte man fast an die Existenz einer Zeitmaschine glauben. An Einsatz und Spielfreude scheinen sie auf jeden Fall nichts verloren zu haben.

Das heißt allerdings nicht, dass jedes Konzert der Gents gleich verläuft. Ganz und gar nicht. Das Repertoire hat sich durchaus verändert. Heuer war zum Beispiel zum ersten Mal der „White Room“ von Cream mit dabei, und auch „Bad Case of loving you“ feierte seine Premiere. Und sie rissen das Publikum genauso mit wie die Kult-Songs, bei der alle voller Inbrunst mitsangen. Alles in allem war die Party mit den Gents ein Beweis dafür, dass echte Jugend kein Alter kennt. Die Gents und ihre Fans sind 50 Jahre jung geblieben. Die Zeit steht für sie still. Zumindest in den fünf Stunden, in denen es die Truppe für das Licht der Hoffnung so richtig krachen lässt.

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