Licht der Hoffnung
600 Fans in Queen-Extase: „We are the Champions“
Die Queen Kings gestalteten beim Konzert für „Licht der Hoffnung“ im K3N mehr als nur eine Hommage an die legendäre Band
Als Freddie Mercurys Drohung „We will rock you“ am Samstagabend aus rund 600 Kehlen durch den großen Saal der Nürtinger Stadthalle schallte, hatten die Queen Kings beim Konzert zugunsten unserer Aktion „Licht der Hoffnung“ dieses vor 37 Jahren zum ersten Mal formulierte Versprechen des 1991 verstorbenen Queen-Vokalisten musikalisch längst erfüllt.
NÜRTINGEN. Denn bis dahin hatten die sechs Musiker um Mirko Bäumer bereits zwei Stunden lang gerockt, was das Zeug hielt – nicht zuletzt, um dem Spendenkonto für die gute Sache noch einen ansehnlichen Betrag hinzuzufügen.
Davor hatte das Nürtinger HipHop-Trio Dreiblatt schon mal die Stimmung angeheizt, nachdem Oberbürgermeister Otmar Heirich das Publikum in, wie er sagte, einem der renommiertesten Veranstaltungsorte der Region begrüßt hatte.
Nürtinger Trio zelebrierte seine HipHop-Songs
Dreiblatt hatte eine eigene Fangemeinde mitgebracht, die erfolgreich zu gelungenen Interaktionen zwischen Saal und Bühne beitrug und Songs wie „Aller guten Dinge sind Drei(-blatt)“ mit Begeisterung zelebrierte.
Doch so richtig füllte sich der Saal erst, als gegen 21 Uhr das Sextett die Bühne betrat, das sich ganz den Songs der Superrockband Queen widmet. Gemeinsam mit Sänger Mirko Bäumer sind das Bassist und Organisator Rolf Sander, Oliver Kerstan am Schlagzeug, an den Keyboards Christof Wetter – und Drazen Zalac, der Brian Mays Gitarrenkunst zu keinem Zeitpunkt vermissen lässt. Vollständig wird die Band aus dem Kölner Raum allerdings erst mit Sängerin Susann de Bollier, deren Rolle sich keineswegs auf die üblichen Background-Vocals beschränkt.
Mit einem knackigen Rockriff ließ die Band von Beginn an keinen Zweifel daran, was die Glocke geschlagen hatte – und setzte mit dem darauffolgenden „I want it all“ gleich einen weiteren Akzent. Die Fans legten die übliche schwäbische Zurückhaltung alsbald ab.
Es wurde mitgesungen, mitgeklatscht, es flogen die Hände nach oben, wann immer den sichtlich gut aufgelegten Frontman Mirko danach verlangte. „Somebody to love“ würde sich schon finden. Eigentlich schade, dass die Originalband um Roger Taylor, John Deacon, Brian May und den unvergessenen Freddy Mercury allzu oft auf die Gassenhauer „We are the Champions“ sowie das bereits erwähnte „We will rock you“ reduziert wird.
The Queen Kings taten dies dankenswerterweise nicht – und platzierten die beiden Mitbrüller im Zugabeteil.
So konnte man bis dahin die mit Verve und perfektem musikalischen Können vorgetragenen Frühwerke der Band (wie „Keep yourself alive“ und die glamour-rockige „Killer Queen“) mit wohligen Schauern der Erinnerung genießen.
Mirko Bäumer ist sicherlich nicht Freddies Wiedergänger, doch dürfte man lange suchen müssen, um eine Stimme wie die seine zu finden, um den Maßstäben, die der Original-Queen-Sänger mit seinem legendären Organ gesetzt hat, gerecht werden zu können. Was das bedeutet, lässt er mit seinem Part in der „Bohemian Rhapsody“ deutlich werden.
Doch auch die anderen Mitglieder der Band hatten am Samstagabend keinen Grund, sich zu verstecken: Drazen Zalac ließ neben der Elektro-Gitarre berückend schöne Töne aus den Saiten einer elektrisch verstärkten Akustikgitarre in den Raum fließen, und man war bei so mancher Ballade (von denen das Queen-Repertoire etliche enthält) versucht, das Feuerzeug aus der Tasche zu ziehen.
„Another one bites the dust“ geriet vor allem durch Rolf Sanders überwältigendes Bass-Solo zu einem der Höhepunkte des Abends, in dem er sich nicht scheute, Zitate aus anderen Giganto-Nummern der Rockmusik der 70er-Jahre einfließen zu lassen. Kein Wunder, dass Brian May und Roger Taylor für postmercurianische Queen-Auftritte gerne auf seine und Mirko Bäumers Dienste zurückgegriffen haben.
Das Publikum geriet bei Titeln wie „I was born to love you“ und „Don’t stop me now“ nahezu in Ekstase, die ihren Höhepunkt erreichte, als die Queen Kings zu jenem komplex mehrstimmig angelegten Gesangsstück kamen, das für Queen den ersten Nummer-eins-Hit ihrer Karriere bedeutete: „Bohemian Rhapsody“, dessen Text zwar ebenso „gaga“ war wie das am Samstag darauffolgende „Radio Gaga“, das jedoch höchste Anforderungen an die gesanglichen Fähigkeiten einer Live-Band stellt.
Mit „Show must go on“ formulierte Freddie Mercury seinen eigenen Abgesang, wohl wissend, dass ihm seine Aids-Infektion nicht mehr lange Zeit lassen würde.
Mirko Bäumer und seine Musikerkollegen steigen mit diesem späten Erfolgstitel der Originalband in einen dreiteiligen Zugabenblock ein, in dem noch einmal nahezu 600 Stimmen von sich behaupteten: ,We are the Champions, my Friend“. Alles klar?