Frank Albrecht, Nürtingen. Zum Artikel „Chef beißt sich den Weg frei“ vom 10. März. Der im Artikel beschriebene sogenannte Infantizid (Kindesmord) unter Blutbrustpavianen in der Wilhelma ist keine „Normalität im Miteinander unter Dscheladas“ und auch keine „grausame Seite des Dschelada-Daseins“.
Eher ist diese Kindestötung nicht nur tierschutzwidrig (Hetzen eines Tieres auf ein anderes), sondern ein erheblich hausgemachtes Problem der art(un)gerechten Zoo-Gefangenschaftshaltung.
Normalerweise verfügen zum Beispiel Dschelada-Männchen über Verhaltensmechanismen, die ein Zusammenleben auch ohne Aggressionen regeln, so viele Experten. Rivalenkämpfe sind unter Pavianen völlig normal, jedoch nicht der im Artikel beschriebene Kindesmord.
Kindestötungen wurden in Freiheit noch nicht nachgewiesen, ist aber in Gefangenschaft die häufigste Ursache der Jungtiersterblichkeit. Meist wenn das alte männliche Chef-Tier, wie in der Wilhelma geschehen, durch ein Neues ausgetauscht wird.
Diese eindeutig tierschutzwidrige Form der Inzuchtvermeidung, einen alten Haremschef herausnehmen und durch ein oder zwei neue männliche Tiere zu ersetzen, wird sogar vom offiziellen Erhaltungszuchtprogramm für Zoos nicht empfohlen.
Grundsätzliches zu Pavianen (hier Dschelada): Aufgrund unterbundener Rivalenkämpfe und fehlendem Feinddruck kommt es in Gefangenschaft, im Gegensatz zur Natur, zu einem erheblichen Geburtsüberschuss, meist bei männlichen Tieren. So hatte die Wilhelma zum Beispiel von 1993 bis 2006 insgesamt 59 Dschelada-Geburten verzeichnet!
In Freiheit verlassen die männlichen Teenager auch ihre Gruppe (Inzuchtvermeidung) und müssen in einer neuen „Horde“ ihren Rang erkämpfen. Oder sie gründen einen eigenen Harem, indem sie weibliche Tiere so lange verfolgen und beschützen, bis sie bei ihnen bleiben. Dies ist jedoch in der begrenzten Gefangenschaft nicht möglich.
Zum Überschussproblem kommt hinzu, dass es weltweit erheblich an Unterbringungsmöglichkeiten für Paviane mangelt.
Anhand dieser unlösbaren Probleme stellt sich wieder einmal die mehr als berechtigte Frage: Sind Zoos artgerecht? Peta Deutschland e.V. meint: Nein!
Leserbriefe | 28.06.2025 - 05:00
Enttäuscht vom AWB
Heinz-Rüdiger Haase, Großbettlingen.
In jüngster Vergangenheit ist über die chaotische Umstellung des neuen Entsorgers der Gelben Tonne ausgiebig berichtet worden. Meine Hoffnung war, dass damit die organisatorischen Probleme der Entsorgung durch die ...