Leserbriefe

Wo sind Volksvertreter mit Mut und Tatkraft?

Peter Främke, Neckartailfingen. Zum Artikel „Hermann: S 21 ist Fehlentscheidung“ vom 9. Juni. Es ist sehr lange her, dass dieser grüne Verkehrsminister so deutlich die Wahrheit sagte – damals als er noch zu den vielen ehrlichen Gegnern von S21 gehörte. Diese engagierten Bürger haben in einer Arbeitsgruppe intelligente und konstruktive Pläne entwickelt, wie aus dem problematischen S21-Chaos doch noch eine sinnvolle Bahn-Zukunft entstehen kann mit gleichzeitigen Einsparungen von vielen Milliarden. „Ausstieg und Umstieg aus dem Bahnprojekt Stuttgart 21“ war deshalb auch das Thema bei der öffentlichen Anhörung im Verkehrsausschuss des Bundestags, die wegen des großen Interesses vieler Menschen auch im Parlamentsfernsehen übertragen wurde. Auch darüber hat Thomas Wüpper in der Nürtinger Zeitung am 12. Juni berichtet. Ernüchternde Erkenntnis nach zwei Stunden Anhörung: Die Abgeordneten von CDU/CSU und SPD und die für sie ausgewählten Sachverständigen haben in ihren Fragen und Antworten bewiesen, dass immer noch keine Bereitschaft besteht, die S21-Fehlentscheidung zu überprüfen: Weiterhin „Augen zu und durch“ scheint die einzige Fähigkeit zu sein, über die sie „zum Wohle des Volkes“ verfügen.

Trotz der sehr guten Begründungen in dem vorliegenden Antrag und den Ausführungen von einigen Sachverständigen der anderen Parteien war dieser öffentliche Ausschuss ein weiterer Beitrag zur Politikverdrossenheit. Übrigens ist es ein beliebtes Spiel der ehemaligen S21-Lobpreiser, sich aus der Verantwortung zu stehlen mit Worten wie „Hätten wir das damals gewusst, wäre S21 nie begonnen worden“ oder ähnlich. Bahnchef Grube hat so geredet, bevor er mit 2,3 Millionen Euro Sonderzahlung ausgeschieden ist.

Auch der jetzige Bahnchef Lutz hat solche Sprüche drauf, aber alle kommen dann wie Verkehrsminister Hermann zu der feigen Schlussfolgerung: „Es ist schon zu viel gebuddelt, jetzt können wir nichts mehr machen!“ Ja, wer denn sonst? Die Gegner haben den Umstieg engagiert vorbereitet – jetzt werden mehr Volksvertreter gebraucht, die wirklich Mut und Tatkraft haben.

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