Leserbriefe

Wo Gas ersetzt werden kann, sollte man es tun

Thaddäus Kunzmann, CDU-Vorsitzender im Nürtinger Gemeinderat, NT-Oberensingen. Zum Artikel „Koalition streitet über Atomstrom“ vom 29. Juni.

Der Ministerpräsident kritisiert die CDU für ihre Forderung nach Verlängerung der Laufzeit der noch laufenden Kernkraftwerke. Es gebe keinen Strom-, sondern einen Gasmangel. Stimmt die Aussage? Ein Faktencheck: 15 Prozent des in Deutschland produzierten Stroms wird durch Gaskraftwerke produziert. Damit ist Gas nach Wind und Braunkohle der drittwichtigste Träger zur Stromerzeugung. Zwölf Prozent des in Deutschland verbrauchten Gases wird zur Stromerzeugung genutzt. Strom und Gas hängen also doch zusammen.

Mir ist schon klar, dass es für die Grünen schwer ist, sich von ihrem Gründungsmythos als Kernkraft-Gegner abzuwenden und einer Verlängerung zuzustimmen. Diesen Sprung musste ich als CDU-Mitglied aber auch schon häufiger vollziehen: Mit der Flüchtlingspolitik bin ich bis heute nicht versöhnt, die freigiebige Sozialpolitik auf Kosten der jungen Generation habe ich immer kritisiert. So ist das eben, wenn man regiert: Man kann sich die Herausforderungen nicht heraussuchen.

Wirtschaftsminister Habeck ruft den Gasnotstand aus. Da ist es doch konsequent, überall dort, wo Gas ersetzt werden kann, das auch zu machen. Und wenn das die Verlängerung der Laufzeit der Kernkraftwerke bedeutet, dann ist das eben so. Jedoch langsam, aber sicher schließt sich das Zeitfenster dafür.

Wenn die Kernkraftwerke vom Netz genommen werden und damit weiter Gaskraftwerke in Betrieb bleiben müssen, weil wir ja (zum Beispiel durch die Digitalisierung und die E-Mobilität) einen ständig steigenden Stromhunger haben, bedeutet das konkret: Die Preise für uns Verbraucher steigen. Angebot und Nachfrage bestimmen schließlich den Preis!

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