Leserbriefe

Widerstand verständlich

Reinmar Wipper, Nürtingen. Zum Artikel Neue Säerstraße: Fluch oder Segen? vom 7. November. Wo es ein Schlupfloch gibt, wird natürlich auch geschlupft. Deswegen darf sich kein Mensch wundern Kreis-, Krankenhaus- und Stadtverwaltungen erst recht nicht dass die Schranke auf der Säerstraße nicht vor Umfahrung schützt.

Seit bald 40 Jahren arbeite ich auf dem Säer und kenne mich dort oben ein bissle aus. Schon früher ist man Schleichwege gefahren, mit filmreifen Ausweichmanövern durch die deutsche Ackerscholle, wenn ein Traktor auf dem landwirtschaftlichen Weg stand. Heute ist die Straße ausgebaut und der Durchgangsverkehr pulsiert.

Wen soll das denn überraschen? Die Schranke ist meistens offen, tags oder nachts, kaputt oder nicht. Um sich unnötige Wendungen zu sparen, fahren die meisten Schleicher sowieso gleich durch den neuen Parkplatz. Das macht während der Stoßzeiten vor oder nach dem Schulbetrieb besonders viel Freude. Die durchreisenden Schlaumeier halten nämlich ihren Weg für eine Vorfahrtsstraße.

Das führt täglich zu haarsträubenden Begegnungen. Die wendigen Autolenker unterschätzen meistens die drei rechtwinkligen Abzweige der Parkanlage, schleichen eben nicht und landen regelmäßig auf der Gegenfahrbahn. Rechts vor links ist faktisch außer Kraft gesetzt. Wenn der Fernverkehr zwischen Reudern und Nürtingen strömt, führt durch den Parkplatz eine imaginäre Bundesstraße.

Schon während der Planungsphase ahnte ich, was da kommen würde. Nicht nur ich. Jetzt ist es da. Denn grundsätzlich sind doch alle neuen Straßen sofort nach der Freigabe mit Autos gefüllt. Parkplätze ebenfalls. Das scheint eines von Murphys Gesetzen zu sein. Die Verwaltungen müssten das wissen. Und deshalb ist der Widerstand der Anwohner nicht nur verständlich, sondern zu begrüßen und zu unterstützen.

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