Leserbriefe

Wasen-Pläne noch mal genau überdenken

Anke Gottschling, Nürtingen. Zum Artikel „OB legt sich für die Wasen-Pläne ins Zeug“ vom 28. November. Ich und meine zwei Kinder wohnen sehr gerne in Nürtingen am Neckar. Mit Erschrecken habe ich kurz vor der Sitzung am 26. November im Rathaus und dann auch dort von den Plänen für den Wasen gehört. Dieses Natur- und Kulturstück Neckar am Wasen, das wir haben, können wir pflegen und bewahren für uns und für unsere Kinder und Enkel. Wir, beziehungsweise die von uns gewählten und beauftragten Gemeinderäte, haben es in der Hand zu entscheiden, was mit einem wichtigen Stückchen unseres Neckarufers passieren wird. Wie unser OB schon sagte: Juristisch hat die Stadt die Möglichkeit, den „Wasen“ zu stoppen. Es fallen für die Stadt keine Kosten dadurch an.

Es geht nicht „nur“ um ein paar alte Bäume. Der alte Friedhof, die Kapelle, das Siechenhaus, sie alle sind identitätsstiftende Orte, die uns mit den Generationen vor uns und der Geschichte Nürtingens verbinden. Und nun sollen zwei dieser Orte in Privatbesitz übergehen? Es reicht nicht, diese vielleicht einmal im Monat zugänglich zu machen. Wäre es nicht sinnvoller, dieses Fleckchen Nürtingen an die jetzigen Nürtinger zurückzugeben und für zukünftige Generationen zu erhalten? Vielleicht ist es möglich, aus diesem Gelände einen Park zu machen mit einem Bürgerzentrum, vielleicht mit Wohnungen, vielleicht mit Studentenwohnungen, vielleicht mit Ateliers? Oder etwas ganz anderes.

Ich bin sicher, wenn auf die Erfahrung, die Expertise und die Kreativität der Nürtinger Bürger zugegriffen wird, wird es eine Menge umsetzbarer Ideen geben. Auf jeden Fall könnten dann ein Radweg und Fußweg gebaut werden, die der Mobilität der Zukunft entsprechen. Das ist mit dem jetzigen Bebauungsplan nicht möglich. Entweder hat der Investor daran nicht gedacht oder es ist für ihn ohne Bedeutung.

Noch ein paar Worte zu den Bäumen: Ich bin kein Experte für Bäume, aber trotzdem kann ich leicht ausrechnen, dass es als Ersatz für etwa 4000 Baumjahre nicht ausreicht, 40 bis 100 kleine Bäumchen anzupflanzen. Zumal eine Bodenaufschüttung von 60 bis 100 Zentimeter ihnen keinen Raum gibt, groß zu werden. Das haben mir mehrere Gärtner, ein Biologe und zwei Landschaftsplaner versichert. Ich spreche mich eindeutig für den Mut aus, „Nein“ zu einem veralteten, nicht zukunftsorientierten Bauprojekt zu sagen und damit „Ja“ zu einem Nürtingen, für das Zukunft und die Bedürfnisse seiner Bürger einen Wert hat.

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