Leserbriefe

Was manche bewegt – oder doch nicht?

Reinmar Wipper, Nürtingen. Zum Artikel „Im Nachhinein“ vom 24. Dezember. In meiner Facebook-Gruppe „Nürtingen – Was uns bewegt“ kommentieren die Mitglieder unterschiedliche Meinungen, Ereignisse und Eindrücke. Manchmal gibt es Irrtümer. Manchmal fliegen die Fetzen. Manchmal ist man sich einig. So sind solche Gruppen gestrickt. Gerade dann, wenn sie so inhomogen sind wie diese. Auch ein Grund für ihre Popularität bei Menschen im Raum Nürtingen. Die Gruppe definiert sich nämlich über die Ortsverbundenheit, nicht über gleichartige Themen und Interessen wie ein Verein. Die „Selbstheilungskräfte“ des Meinungsschwarms, auch bei Turbulenzen, sind enorm. Eine Tageszeitung kennt das nicht. Bei der Presse gibt es nur Darstellungen, und Gegendarstellungen frühestens tags darauf. In meiner Gruppe aber im Minutentakt. Das macht sie spannend. Die Gruppe agiert nichtöffentlich. Die über 3000 Mitglieder können lesen und schreiben, was sie wollen. Andere sehen das nicht einmal.

Leider gibt es Maulwürfe, die Neuigkeiten abgreifen und Mitglieder aushorchen. Es ist erbärmlich, wenn so ein Maulwurf eine scharfe Diskussion unserer Facebook-Gruppe zu einem öffentlichen Rundumschlag gegen die Gruppe in der Zeitung missbraucht, für die er arbeitet. Zudem an Heiligabend. Da wurde etwas, das nur den Gruppenmitgliedern zugänglich ist, unvollständig und unausgewogen in die Öffentlichkeit gehievt. Und unsere aktiven Mitglieder wurden pauschal abgemeiert. Das ist auch deswegen herrschaftlich-arrogant, weil wir in der Gruppe gar nicht die Möglichkeit haben, uns mit dieser Zeitungsspalte auseinanderzusetzen. Weil wir sie den Mitgliedern nicht mitteilen dürfen und damit nicht zur Diskussion stellen können. Wegen des Urheberrechts.

Umgekehrt aber scheint das für einen Zeitungsschreiber nicht zu gelten. Auch dann nicht, wenn Beiträge, die er aushorcht, öffentlich gar nicht wahrnehmbar sind. So wie die von „Nürtingen – Was uns bewegt“. Dabei hat doch ein Profi der Lokalredaktion von den Schreib-Amateuren seiner Facebook-Gruppe wirklich nichts zu befürchten. Oder etwa doch?

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