Leserbriefe

Vom Befürworter zum S?21-Gegner

Kuno Giesel, Nürtingen. Zum Leserbrief „S 21 jetzt oder K 21 in 20 Jahren“ vom 27. Juni. „Geschenkt“ bekommen wir bei Stuttgart 21 nichts. Eher das Gegenteil. Die Bahn bekommt vorab das Geld für die erst zum Bauende freiwerdenden Grundstücke und obendrein die Zinsen geschenkt. Bezahlen werden wir alle den Bahnhof mit Steuergeldern und (zu hohen) Fahrkartenpreisen.

Ähnlich wie bei der Neuen Messe wird auch der neue Bahnhof einige Mängel haben, bedingt durch Fehlplanung oder auch „nur“ Kosteneinsparungsgründen. Zum Teil sind das Fehler, die auch in absehbarer Zeit nicht mehr behoben werden können und mit denen man jahrzehntelang leben muss.

Während ich anfangs für S 21 war, bin ich, nachdem ich mich tiefer mit dem Thema beschäftigt habe, gerne bereit, noch zehn oder 20 Jahre zu warten, wenn dann etwas entsteht, das Hand und Fuß hat. Milliardenschwere Investitionen in den Bahnverkehr kann/sollte man sinn- und verantwortungsvoller machen.

Der Stuttgarter Kopfbahnhof ist einer der pünktlichsten Bahnhöfe in Deutschland, und es ist leider zu bezweifeln, dass er es nach dem Umbau bleiben wird. Ob es für die Bewohner im Großraum Stuttgart wirklich ein Vorteil ist, wenn Bürger aus dem Raum Ulm bis nach Stuttgart zur Arbeit kommen (und eventuell anderen den Arbeitsplatz wegnehmen), ist für mich fraglich. Selbst wenn dann Arbeiter im Gegenzug Richtung Ulm fahren, hat eigentlich nur die Bahn den Vorteil: mehr Einnahmen.

Dass Stuttgart mit dem neuen Bahnhof an die Fernstrecke Paris–Budapest angebunden wird, dürfte auch kein großer Vorteil sein. Ich glaube nicht, dass auch nur ein Fahrgast wegen des neuen Bahnhofs seine Reise in Stuttgart unterbrechen wird. Bei solch langen Strecken bevorzugen die meisten Geschäftsleute den schnelleren Luftverkehr.

Als ich das letzte Mal nach Paris musste, war die Auswahl des Verkehrsmittels recht schnell entschieden: Mit dem Zug ist man fast genauso schnell im Zentrum wie mit dem Flieger. Sobald ich aber mehr als nur einen Koffer dabei habe, kommt fast nur noch das Auto in Frage. Da wird auch S 21 nichts daran ändern.

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