Leserbriefe

Vier Zugfahrten mit Hindernissen

Gabi Schlewek, Bempflingen.

Auch ich war mit dem Neun-Euro-Ticket unterwegs während meines Urlaubs. Neun Euro sind ja unschlagbar. Unsere erste Fahrt konnten wir gar nicht antreten, da die Fahrräder nicht mehr transportiert werden konnten. Also sind wir unverrichteter Dinge wieder heim und haben unser Hotelzimmer storniert. Am nächsten Morgen um 5 Uhr hatten wir Glück und kamen mit. Diese Fahrt war ohne große Vorkommnisse. Nur eine Viertelstunde Verspätung. Anschlusszug noch da. Super.

Beim nächsten Versuch, ohne Fahrräder, hatten wir dann einen Aufenthalt irgendwo im Nirgendwo mit drei Stunden bei sengender Hitze. Keiner wusste, wann oder wie es denn weitergehen würde. Information wird bei der Bahn echt großgeschrieben. „Leider gibt es keine Möglichkeit weiterzukommen.“ Super für Menschen, die einen Termin haben oder irgendwo ankommen müssen, um weiterzukommen. Vor allem, wenn sie schlecht Deutsch sprechen oder älter sind. Als der Zug dann kam, war er brechend voll, sodass wir im ersten gar nicht mitkamen. Im zweiten haben wir uns dann, ganz coronakonform, wie die Ölsardinen in der Büchse gestapelt. Um 15 Uhr sollten wir planmäßig ankommen, um 20 Uhr war Ankunft. Für uns kein großes Problem, da wir ja Urlaub hatten, aber für Fahrten während der Arbeitszeit eher schwierig.

Bei der nächsten Fahrt hatte ich dann tatsächlich nur eine Stunde Verspätung. Allerdings gab es im Zug einen Wiederbelebungsversuch und durch die unglaublich beengte Situation auch noch Kreislaufschwierigkeiten von Passagieren. Eine Sache ist mir besonders aufgestoßen. Kaum ein Bahnhof hat mehr eine Toilette. Was bei Fahrzeiten um die acht Stunden recht schwierig ist. Und dann gab es doch tatsächlich einen Zug, in dem waren die Toiletten voll. Kurz vor Abfahrt. Leider konnte man das nicht beheben. Es gab eben dann keine. Der Besuch der Toilette im Bahnhof kostete einen Euro und sie war verdreckt.

Vier Fahrten mit der Bahn und ich könnte ein Buch schreiben. Schade. Denn eigentlich glaube ich, könnte das auch besser gehen. Eines muss ich allerdings anmerken: Es ist mir wieder aufgefallen, dass man beim Zugfahren immer wieder tolle Menschen kennenlernt und schöne Gespräche führt. Etwas, das das Zugfahren zu etwas Besonderem macht. Na ja, ich gebe die Hoffnung nicht auf. Ich glaube daran, dass in den nächsten Jahren in diesem Bereich noch viel möglich ist und auch getan wird. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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