Leserbriefe

Viele Anfragen werden verzögert erledigt

Julia Rieger, Nürtingen, eine der Ehrenamtlichen der Flüchtlingshilfe K4. Zum Artikel „Baseballschläger-Attacke im Asylbewerberheim“ vom 4. Dezember. Herr Gerrmann sollte in seiner Berichterstattung nicht dasselbe tun, das er anderen vorwirft: voreilige Schlüsse ziehen. Ragini Wahl, Sprecherin des Netzwerks der Flüchtlingshilfe in Nürtingen, fordert meines Wissens nicht nur von der Awo, sondern auch vom Landkreis wie auch von der Kommune, endlich mehr für die Sicherheit und Annahme der Asylsuchenden zu tun. Der bedauerliche Vorfall ist nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Die Ehrenamtlichen, die Asylsuchende auf ihrem Weg zum Bleiberecht und in die Integration in Deutschland begleiten, können von vielen Begebenheiten berichten, die „nicht rund laufen“ – sei es in der langwierigen Bearbeitung von berechtigten Anfragen, zu denen manchmal erst nach fünfmaligem Erinnern eine Reaktion kommt, dass sie überhaupt bearbeitet wird, sei es in versäumten Fristen im Asylverfahren, die Einzelnen die Chance einer fairen Verhandlung nimmt, oder in der unterschiedlichen Haltung zum Asylverfahren und zu Asylsuchenden an sich. Die Details sind bekannt und in den entsprechenden Zusammenkünften werden sie bearbeitet.

Den einzelnen Mitarbeiterinnen will man keinen Vorwurf machen, jedoch den Trägern, die sich gegenseitig die finanzielle Verantwortung in die Schuhe schieben. Deren Wunsch nach einer hauptamtlichen Unterstützung der Ehrenamtlichen, die die (gemeinnützige und offizielle) Arbeitsuche und -angebote koordinieren sowie Bedürfnisse und Hilfs-Angebote passgenau vermitteln, wurde schon lange formuliert. Die Hilfe der Caritas mit einer 25-Prozent-Stelle ist ein Tropfen auf den heißen Stein, zumal deren Rolle in der Kooperation zwischen Netzwerk, Awo, Landkreis, Freien Trägern noch nicht klar definiert ist. Wir tun gut daran, die Aussprache zwischen den Beteiligten abzuwarten, bevor in der Öffentlichkeit einzelne Personen angeschwärzt werden.

Zum Vorfall selbst: inwieweit er hätte vermieden werden können, ist spekulativ. Tatsache ist jedoch, dass das Wohnen im Containerdorf weder in Sicherheitsfragen noch in Gesundheitsfragen eine adäquate Unterkunft ist. Jeder, der zur Toilette oder in die Küche muss, muss einen eiskalten, für die Öffentlichkeit zugänglichen „Flur“ überqueren. Immerhin ist er überdacht, besser als nichts. Aber mehr als einen Winter sollte niemand in dieser Unterkunft wohnen müssen. Auch das ist eine Forderung, die ungehört verhallt.

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