Leserbriefe

Vertrauen ist eine verderbliche Ware

Dr.-Ing. Friedrich Röcker, Nürtingen. Zum Kommentar „Vertrauen als Basis“ vom 24. Februar. Nein, die Bürgerinitiative „Nürtingen am Neckar“ hat am Donnerstag nach dem Aufhebungsbeschluss des Gemeinderats nicht die Sektkorken knallen lassen, denn im Gegensatz zu den Hotel-Befürwortern des Gemeinderats denkt sie nicht in den Kategorien von Siegern und Verlierern. Und der Beschluss, von OB Heirich mit heißer Nadel zusammengestrickt, ist mit den festgeschriebenen Randbedingungen zur Nutzung für ein Hotel und zur Beschränkung des Mediationsverfahrens auf die Freifläche derart vergiftet, dass man ihn nicht mit der Kneifzange anfassen sollte. Außerdem wird die Verfahrensverantwortung für das Mediationsverfahren, das gar keines ist, für viel Geld in die Hände einer Architektur-Firma gelegt, die offensichtlich den Auftrag hat, mit einer Pseudo-Bürgerbeteiligung das Hotel durchzusetzen.

Frau Lieb reklamiert in ihrem Kommentar Vertrauen, die Gemeinderäte in ihren Haushaltsreden ebenfalls und OB Heirich sowieso. Doch alle blenden den massiven Vertrauensverlust in der Vergangenheit aus und übersehen, dass man Vertrauen nicht verordnen oder einfordern, sondern sich bestenfalls verdienen kann. Die in der Bürgerinitiative handelnden Personen haben nicht vergessen, wie sie beim „Runden Tisch“ Wörth schamlos über den Tisch gezogen wurden und sie werden diese immer wieder gerne praktizierte Taktik anlässlich der nächsten Kommunalwahl unter Nennung der Täter artikulieren.

Die Bürger von Nürtingen – immerhin haben sich mittlerweile 4300 namentlich zu erkennen gegeben – sollen wissen, welche Gemeinderäte Demokratie verstanden haben und welche – aus welchen Gründen auch immer und mit durch nichts belegten Argumenten – die Interessen von Investoren zu Lasten des Gemeinwohls vertreten. Spätestens im nächsten Jahr werden die offenen Rechnungen fällig. Die Siegesfeier der Hotel-Befürworter nach der Sitzung am Donnerstag war wohl verfrüht.

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