Leserbriefe

Verkehrsminister stiehlt sich aus Verantwortung

Thaddäus Kunzmann, NT-Oberensingen. Zum Artikel „Verspätungen bleiben ein Ärgernis“ vom 1. September.

Die Verspätungen auf der Zuglinie Tübingen–Stuttgart halten nun bereits über ein Jahr an und nerven. Da nützen auch die Zahlen von gut 90 Prozent Pünktlichkeit nichts, die das Landesverkehrsministerium immer anführt. Eine Verspätung von fünf Minuten (fünf Minuten werden nicht als Verspätung notiert) zum Beispiel bei der Rückfahrt nach Nürtingen bedeutet in Folge eine insgesamt 30-minütige Verspätung nach Hause. Denn ich bekomme dann den Anschlussbus nicht mehr. Und das ist – so mein Eindruck – praktisch der Normalfall.

Regelmäßig fährt Abellio zur Hauptverkehrszeit nicht mit acht, sondern lediglich mit fünf oder auch nur drei Wagen. Ausgerechnet in der Baustellenzeit, als der Express-IRE nicht fahren konnte und sich alle in die zum Teil extrem kurzen Regionalzüge zwängten, war das besonders ärgerlich. Für uns Nürtinger heißt das, weil die Züge bereits voll ankommen, dass wir dann stehen müssen.

Gerade die neuen Züge scheinen störungsanfällig zu sein – oder sie werden aus welchen Gründen auch immer nicht oder woanders eingesetzt. Ehrlich gesagt bin ich immer wieder erleichtert, wenn ein alter Zug einfährt. Der hat zwar kein WLAN, aber wenigstens einen Sitzplatz. Erst diesen Montag hatten fast alle Züge, die zur abendlichen Hauptverkehrszeit fuhren, eine erhebliche Verspätung. Im Zug wurde uns dann mitgeteilt, dass mindestens diese durch eine technische Störung am Fahrzeug ausgelöst wurde – es war ein neuer Zug. Ich wundere mich, dass sich derjenige, der diese Leistung so ausgeschrieben und nach Preis vergeben hat, so einfach aus der Verantwortung stehlen kann: Und das ist ausgerechnet ein Grüner, Verkehrsminister Winfried Herrmann.

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