Leserbriefe

Terrorbejahende gibt es auf beiden Seiten

Peter Reinhardt, Neckartenzlingen. Zu den Leserbriefen „Warum unternimmt die Regierung nichts?“ und „Die zwei Gesichter der Grauen Wölfe“ vom 6. November.

Immer wieder gibt es unter den Leserbriefschreibern ein paar, die wieder und wieder das Gespenst der muslimischen Gefahr für Deutschland und Europa auffrischen. Nun: es ist wahr, dass es unter den Muslimen bei uns welche gibt, die von einer Missionierung des Abendlandes träumen und bereit sind, dafür auch mit Gewalt zu kämpfen; wir lesen ja davon in den Zeitungen. Aber: wie viele Prozent sind das wirklich? Es ist doch höchst unwahrscheinlich, dass die Muslime bei uns, die ja zumeist deswegen zu uns gekommen sind, weil sie aus ihren muslimischen Ländern weg mussten, und die bei uns Frieden, Arbeit und Brot gefunden haben, dass genau die – wohl die Mehrheit – daran interessiert sein sollen, auch bei uns Zustände herbeizuführen, wie sie in vielen muslimischen Ländern zurzeit herrschen? Ein paar Fanatiker gibt es unter ihnen, klar – bei den Deutschen gibt es dergleichen auch.

Aber muss man die zur allgemeinen Gefahr aufbauschen? Das schadet uns doch, denn wir brauchen dringend Zuzug – überall fehlen doch Nachwuchskräfte; und wir sehen doch, in vielen Bereichen sind inzwischen auch führende Positionen mit fremd klingenden Namen besetzt. Die brauchen wir dringend.

Vor über 60 Jahren habe ich auf der Uni gelernt: auswandern tun vor allem zwei Gruppen von Menschen: die Klugen und die Schufte. Leuchtet ja auch ein. Die Gruppe der Verfolgten spielte damals noch keine Rolle. Und es überwiegen doch wohl die, die hier schaffen wollen. Man muss ja nur Augen und Ohren aufmachen – ohne die würde Deutschland längst gar nicht mehr funktionieren. Die sollten wir pflegen, nicht abstoßen.

Wie gefährlich die „Grauen Wölfe von Nürtingen“ sind und wie weit sie vom Verfassungsschutz beobachtet werden oder nicht, weiß ich natürlich nicht. Der Name der Moschee, der auf einen türkischen Kriegshelden vor 500 Jahren zurückgeht, reicht in einem Rechtsstaat nicht für eine behördliche Verfolgung aus. Auch Christen haben sehr unschöne Kriege geführt. Wer hier Misstrauen und gar Hass sät, der schadet Deutschland.

Deutlich schlimmer und unverständlich finde ich, dass es ausgerechnet in Deutschland nach allem, was wir unter dem Nationalsozialismus erlebt haben, wieder rechtsextreme Deutsche gibt. Ihr Ziel: eine Wieder-Nazifizierung Deutschlands? Oh je! War die NS-Vergangenheit nicht schlimm genug? Übel verblendete terrorbejahende Menschen hier und da.

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