Leserbriefe

Tempolimit: Wilhelm Tell lässt grüßen

Frank Eberhart, NT-Reudern. Zum Artikel „Rätsel um Tempo-30-Verkehrszeichen auf der Weiler Steige gelöst“ vom 1. August. An dieser Posse zeigt sich der Widersinn und die fortschreitende Entmündigung der derzeitigen Verkehrspolitik. Immer noch abstrusere Beschilderungen werden aufgestellt, das Ganze dann mit der höchsten Blitzerdichte in Deutschland und mit drakonischsten Strafen kombiniert. Irgend ein Grund lässt sich immer finden.

Nun empfindet also eine Unfallkommission des Landratsamts es für gerechtfertigt, auf einer Landstraße Tempo 30 auszurufen. Tempo 30! Das heißt, wer diese Strecke mit den bisher gebräuchlichen und problemlos machbaren 60 Kilometer pro Stunde fährt, ist also fortan Raser und Schwerstkrimineller. Dieses Rezept wird ja seit Jahren im ganzen Land angewandt – wie erholsam ist da eine Fahrt im europäischen Ausland, wo nur dann Tempolimits ausgerufen werden, wenn auch wirklich ein Grund vorliegt, sprich, der durchschnittlich begabte Autofahrer wirklich in Bedrängnis kommt, wenn er schneller fährt!

Hierzulande setzt man lieber auf Entmündigung und lässt, wie in Schillers „Wilhelm Tell“, überall „Geßlerhüte“ aufstellen, die der Bürger zu grüßen hat. Und dann fragt man sich, woher die Politikverdrossenheit kommt. Kann man damit Unfälle verhindern? Sicher nicht, denn kein Unfall ist bisher passiert, weil jemand schneller als 30 fuhr. Die Tempolimits würden viel eher akzeptiert, wenn sie realistisch gewählt würden statt völlig überzogen.

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