Leserbriefe

Spielregeln lernen

Die Krise der SPD-Fraktion ist seit Jahren von einigen Leuten zu verantworten, die zwar ein Parteibuch haben, aber Sozialdemokratie offenbar nicht hinreichend gelernt haben. Neben dem Stallgeruch gehört auch die Bereitschaft zur Lehrplaneinheit Klein anfangen. Und man muss, wie in jeder Partei, Spielregeln lernen und einhalten, vor allem die der Demokratie. Vor vier Jahren schon hat Helmut Nauendorf signalisiert, er wolle von der Fraktionsführung ins zweite Glied rücken, nach eigenem Gespür seinen mählichen Rückzug als Lokalpolitiker geordnet gestalten. Man hat ihn damals nicht als Ersten Stellvertreter behalten. Normal macht man das aber so. Aus Anstand. Man hat stattdessen dieses Signal missverstanden als Halali gegen den Platzhirsch. Und das von Leuten, die ihre eigene Karriere in der SPD weniger eigenen Mühen verdanken, sondern den Erwartungen, die Spitzenleute in sie gesetzt haben. Manche auch dem Mangel an Konkurrenz.

Vor wenigen Wochen nun ist befunden worden, man brauche den Nauendorf gar nicht mehr vorne. Jüngere müssten ran. Dies aber nicht in offener Diskussion, nicht auf Augenhöhe, sondern in Privatgesprächen ausgemauschelt, außerhalb der Fraktion. Genau das erträgt ein Helmut Nauendorf nicht, nicht nur er, und muss er auch nicht. Und nur deswegen hat er die Fraktion verlassen. Die Fraktion, wohlgemerkt, nicht die SPD! Und nun stricken die Drahtzieher bereits an der Legende, man habe dem Nauendorf doch nichts getan, man habe ihm doch rechtzeitig gesagt, dass man ihn nicht mehr vorne will, man reiche ihm doch die Hände, aber wenn der alte Elefant beleidigt sei, könne man auch nichts machen. Solche Narretei wird sich nicht auszahlen, liebe Ex-Genossinnen und -Genossen!

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